Beyond Bulls & Bears

Die Höhen und Tiefen des Marktes im Oktober relativiert

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Die Aktienmärkte gingen im Oktober weltweit auf Achterbahnfahrt. Allerdings dürfte es angesichts des Hexenkessels globaler Probleme, der jetzt schon seit einiger Zeit vor sich hin siedet, und angesichts der traditionell starken Bewegungen während dieses Monats nicht all zu sehr überraschen, dass Anleger kalte Füße bekommen haben. Während die meisten Medien sich auf die kurzfristige Panik konzentrieren, nutzen langfristige Anleger diese Schwächephasen, um nach günstigen Gelegenheiten Ausschau zu halten. Für unsere Aktienteams – als langfristige Anleger – sind Kurskorrekturen eine normale Entwicklung. Sie konzentrieren sich auf eine langfristige These und nicht auf kurzfristige Hysterie. Einige unserer Investmentprofis schildern hier ihre Sicht der jüngsten Höhen und Tiefen im Markt.

Ed Perks
Ed Perks

Ed Perks, CFA®
Executive Vice President, Chief Investment Officer
Franklin Equity Group®

Es ist noch gar nicht so lange her (Anfang bis Mitte September), da konzentrierten sich die Diskussionen im Markt auf die erstarkende Wirtschaft in den USA und den Zeitpunkt, zu dem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) beginnen würde als Reaktion hierauf zur Straffung der Geldpolitik einen Gang hinunter zu schalten. Wir sind weitgehend der Ansicht, diese Situation besteht nach wie vor – die Wirtschaftsdaten in den USA deuten immer noch auf eine Erholung der Wirtschaft dort. Geändert hat sich jedoch ein Teil des globalen, makroökonomischen Bildes. Andere führende Volkswirtschaften, insbesondere die Eurozone, lassen etwas nach. Und das bietet Anlass zur Sorge, diese Länder könnten wieder in die Rezession abrutschen.

Ich denke, die jüngsten Abverkäufe in den weltweiten Aktienmärkten, insbesondere die heftigen Abverkäufe im Oktober, sind Hinweis darauf, dass die Wunden der Finanzkrise 2007-2009 noch immer nicht verheilt sind. Würden wir eine Zeitreise zurück in den Juli oder August diesen Jahres machen und Leute dort, die in den Aktienmarkt einsteigen wollen, befragen, würden viele von ihnen wohl sagen, eine Korrektur käme ihnen gerade recht. Dann, wenn man sich mitten in einer Korrektur befindet, ist es eine echte Herausforderung, seinem Plan treu zu bleiben und nach günstigen Gelegenheiten Ausschau zu halten. Für uns bietet diese Art von Markt in vielerlei Hinsicht ausgezeichnete Chancen. Ich habe diese Märkte schon immer als Möglichkeit gesehen, unsere Portfolios neu zu justieren bzw. neu auszurichten.

Energie ist ganz gewiss einer der Marktsektoren, die am stärksten betroffen waren. Es gibt meiner Meinung nach einige gute, fundamentale Gründe dafür, warum wir Korrekturen bei Energietiteln beobachten konnten. Die Abverkäufe waren unserer Meinung nach aber so willkürlich und umfangreich, dass sie weitgehend auf Angst oder Verkaufszwang beruhen müssen. Energie ist einer der Sektoren, die wir uns anschauen und denken: Da bieten sich bei bestimmten Titeln noch weitere Chancen. Und das ist wo der Bottom-up Ansatz der Einzeltitelauswahl ins Spiel kommt.

Don Taylor
Don Taylor

Don Taylor
Chief Investment Officer
Franklin Equity Group®, US Value 

Der jüngste Abschwung in den weltweiten Aktienmärkten wurde einer wahren Litanei unterschiedlichster Dinge zugeschrieben. Darunter das sich verlangsamende Wachstum in den USA, in China, Europa und Japan, geopolitische Probleme in Russland und der Ukraine, ISIS im Nahen Osten und sogar die Ebola-Fällen in den USA. Es klingt vielleicht albern, aber die Tatsache, dass der Oktober historisch als Monat erhöhter Volatilität gilt, könnte ebenfalls die Marktstimmung beeinflusst haben. So ereigneten sich zum Beispiel der „Schwarze Dienstag“ des Jahres 1929 und der „Schwarze Montag“ des Jahres 1987 beide im Oktober. Ich denke, der Markt wird in den letzten Jahren, zumindest kurzfristig, immer mehr von handelsorientierten Strategien dominiert, die die Volatilität erhöhen können, wenn die Stimmung sich ändert. Wir konnten Trends beobachten, die sich jederzeit während einer Woche oder eines Monats umkehrten.

Was diese jüngste Ungewissheit im Markt betrifft, verfügt die Fed mit Sicherheit über die Werkzeuge für eine geldpolitische Lockerung, sofern sie dies für erforderlich halten sollte. Wir konnten entsprechende Kommentare den Aufnahmen des Oktobertreffens entnehmen. Diese vermittelten grundsätzlich die Botschaft, die für die Geldpolitik zuständigen Stellen der Fed würden nicht zulassen, dass sich schlimme Dinge ereignen.

Ich vermute, es wird sich zeigen, insbesondere im weiteren Verlauf der Berichtssaison, dass das Wachstum in den USA in Ordnung zu sein scheint.  Vielleicht kommt es zu einer gewissen Verlangsamung in den USA angesichts der Verlangsamung, die wir in anderen Teilen der Welt beobachten können. Das Klima ist unserer Meinung nach aber nach wie vor günstig für den Markt. Die meisten US-Unternehmen tätigen beträchtliche Geschäfte außerhalb der USA. Für sie ist die Lage ganz eindeutig relevant. Ich denke aber, wir haben in den USA ein Klima ohne größere Exzesse, die einen wirklich starken Konjunkturrückgang auslösen könnten. Möglicherweise ist der Eindruck entstanden, die Weltwirtschaft falle auseinander. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn wir im November und Dezember eine Erholung des Marktes erleben würden.

Peter Langerman
Peter Langerman

Peter A. Langerman
Chairman, President and Chief Executive Officer
Franklin Mutual Series™

Ich denke, das Tempo, mit dem der Aktienmarkt in letzter Zeit nachgab, insbesondere in Europa, hat einige Anleger überrascht. Als die Stimmung begann sich zu verschlechtern, wirkte der Markt wie vor ein paar Jahren – da herrschte Panik, es kam zu erhöhter Volatilität und Intraday Höhen und Tiefen. Wir haben das schon eine Zeitlang nicht mehr erlebt, denn die Volatilität war längere Zeit relativ niedrig.

Wir sind mit Sicherheit noch nicht dazu in der Lage zu sagen, ob die Talsohle durchschritten ist. Wenn Sie sich aber die Fundamentaldaten der US-Märkte anschauen, sieht die Lage nicht ganz so schlimm aus. In Europa stehen die Dinge etwas anders. Europa musste wirklich einiges einstecken. Ich denke, die Konjunkturerholung in Europa tat sich während des größten Teils des Jahres schwer, die Erwartungen zu erfüllen. Selbst Deutschland, einer der stärksten Märkte in Europa, hat einige reale Anzeichen einer Schwäche gezeigt. Und das ist ein Problem. Während sich dies teilweise dem weiterhin anhaltenden Konflikt im Zusammenhang mit der Ukraine zuschreiben lässt, gibt es möglicherweise auch andere Faktoren, die zur jüngsten Wirtschaftsschwäche beitragen.  Es besteht eine gewisse Besorgnis über das Tempo der Erholung in Europa. Wir glauben aber, die europäischen Unternehmensanleihen verhalten sich auf eine Weise, die den gesamtwirtschaftlichen Schlagzeilen widerspricht. Bei unseren Gesprächen mit den Unternehmen dort kamen wir zu dem Ergebnis, dass die Dinge in Europa zwar nicht gut stehen, sie aber auch nicht so schlecht erscheinen, wie der Marktverlauf der letzten Wochen und Monate einem vielleicht Glauben machen will. Ein Lichtblick aus Anlegerperspektive ist die Tatsache, dass wir immer mehr potenzielle Anlagekonzepte in Europa zu besseren Preisen als in der Vergangenheit identifizieren können.

In Zeiten extremer Volatilität, wie wir sie im Oktober erlebt haben, kann es für Anleger schwierig sein, die Ruhe zu bewahren. Positiv ist meiner Meinung nach, dass das Finanzsystem heute besser dasteht als noch vor sechs Jahren. Es gibt bestimmte Schwächebereiche (z. B. Energietitel, die Verluste hinnehmen mussten), wir können aber keine größeren Probleme bezüglich der Liquidität erkennen. Wir sehen keine Großbanken oder andere Finanzinstitute, die sich am Rande des Zusammenbruchs bewegen, wie dies während der Finanzkrise 2007-2009 der Fall war.

Allerdings denke ich nicht, Anleger sollten jetzt ins kalte Wasser springen und einfach alles kaufen. Wichtig ist ein selektives Vorgehen. Wir bei Franklin Mutual Series bleiben nach wie vor diszipliniert und versuchen, potenzielle Chancen zu nutzen, die durch die Auf- und Abwärtsbewegungen des Marktes entstehen. Keiner kann sagen, wann die Talsohle durchschritten sein wird. Die Dinge können sich sehr schnell ändern – oft aus keinem erkennbaren Grund, wie wir immer wieder beobachten konnten. Rückblickend waren wir in der Lage, aus diesen Phasen über unseren opportunistischen Ansatz Vorteile zu ziehen.

Norman Boersma
Norman Boersma

Norman Boersma, CFA®
Chief Investment Officer
Templeton Global Equity Group™

Ich möchte betonen, dass sich die Fundamentallage in Europa heute sehr, sehr von der in den Jahren 2010 und 2011 unterscheidet. Die Anleihenrenditen entsprechen jenen in den USA oder liegen sogar darunter und die Länder der Peripherie bewegen sich bezüglich Reformen langsam in die richtige Richtung – einige von ihnen schneller als andere. Etwas, das meiner Meinung nach noch geschehen muss (und die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet definitiv darauf zu) steht mit einer Reform des Banksystems in Verbindung. Unternehmen in Europa hängen bei Finanzierungen weniger von den Anleihenmärkten ab, als Unternehmen in den USA. Das Banksystem ist daher der wichtigste Finanzmittler in der Region. Die Politik versucht die Banken dazu zu bringen, mehr Kredite zu vergeben, um das Kreditwachstum zu steigern. Gleichzeitig macht sie es aber erforderlich, dass sie Kapital bilden und Strafgebühren zahlen.  Beide Ziele sind nachvollziehbar, aber gleichzeitig  weitgehend  unvereinbar. Hoffentlich werden die Stresstests der Notenbank dazu beitragen, diese Differenzen zu bereinigen.

Die Ergebnisse des Asset Quality Review „AQR“ und der Stresstests, die am 26. Oktober veröffentlicht wurden, waren weitgehend positiv. Und doch zählen die konkreten Schlussfolgerungen weniger als ihre symbolische Bedeutung. Mit Übernahme der aufsichtsrechtlichen Kontrolle über das regionale Banksystem dürften sich unserer Meinung nach auch Klarheit und Transparenz verbessern. Das Vertrauen dürfte folgen. Die neu kapitalisierten Banken könnten dann, in einem weniger ungewissen aufsichtsrechtlichen System, mit einer stärkeren Kreditvergabe beginnen. Die jüngste Entscheidung der EZB, ihre Anleihenankäufe zu erhöhen und negative Einlagezinsen einzuführen, dürfte dabei helfen. Dies sind alles Komponenten eines umfangreicheren Schubs, um den Kreditmarkt in Fahrt zu bringen. Meiner Meinung nach ist das auch der Grund für das schwache Wachstum. Es gibt ein Nachfrageproblem, aber auch ein Geldangebotsproblem, das meiner Meinung nach gelöst werden muss. Wenn Banken keine Kredite vergeben, gibt es auch keine Inflation. Also erleben wir eine Deflation, die zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass Länder der Peripherie versuchen Kosten zu senken und Banken gleichzeitig keine Kredite vergeben.

Der Konjunkturrückgang in den Schwellenmärkten hatte ebenfalls größere Auswirkungen auf Europa. Wir erleben also einen ziemlich intensiven Abverkauf europäischer Aktien und unserer Meinung nach bietet dieser Rückgang im Markt Chancen. In naher Zukunft zeichnet sich nicht viel ab, das uns übermäßig optimistisch stimmen würde. Wir sind aber auf der Suche nach neuen Gelegenheiten und schauen uns in Europa um. Energietitel scheinen uns einer näheren Betrachtung wert zu sein. Es gibt auch viele zyklische Titel in Europa, die für uns interessant aussehen.

Wir schauen uns auch Gelegenheiten in den Schwellenmärkten an, die sich trotz der jüngsten Schwäche in diesem Jahr recht gut entwickelt haben. Beispielsweise gibt es  einige Möglichkeiten im Infrastrukturbereich, die ziemlich stark angezogen haben, und unserer Meinung nach gute langfristige Möglichkeiten bieten.

Unserer Ansicht nach sind die in letzter Zeit zu beobachtenden  Marktkorrekturen  ziemlich normal. Bloß haben wir längere Zeit keine ähnlich starke Volatilität mehr erlebt. Aus genau diesem Grund haben die Leute Angst vor Aktien. Aber das ist eine Seite des Investierens  unserer Meinung nach auch eine Seite der Chancen, die der Aktienmarkt bietet.

 

Die Kommentare, Meinungen und Analysen dienen ausschließlich zu Informationszwecken. Sie dürfen nicht als eine individuelle Anlageberatung oder Empfehlung, in ein Wertpapier zu investieren oder eine bestimmte Anlagestrategie zu verfolgen, aufgefasst werden. Da sich Markt- und Konjunkturbedingungen schnell verändern können, gelten Kommentare, Meinungen und Analysen nur für den Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags. Sie können sich ohne Ankündigung ändern. Dieses Material soll keine vollständige Analyse aller wesentlichen Fakten in Bezug auf ein Land, eine Region, einen Markt, eine Branche, eine Anlage oder Strategie darstellen. 

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