Beyond Bulls & Bears

Technologieinnovationen: Beste Ausgangslage seit 20 Jahren?

Dieses Posting steht Ihnen in den folgenden Sprachen zur Verfügung: Englisch Vereinfachtes Chinesisch Französisch Polnisch

Trotz eines schwierigen Jahresauftakts hat der US-Technologiesektor bis Mitte März seine Position als Outperformer gegenüber dem US-Gesamtmarkt zurückerobert. JP Scandalios, Vice President der Franklin Equity Group, sieht die Ursache für die Schwankungen im Sektor in Sorgen um die Weltwirtschaft und allgemeiner Marktunsicherheit, nicht in sektorspezifischen Themen. Wie er berichtet, sind die derzeit entstehenden technologischen Innovationen die vielversprechendsten, die er in mehr als zwei Jahrzehnten gesehen hat. Die globale Nachfrage nach IT-Produkten könne insgesamt nicht als robust angesehen werden, doch für Scandalios gibt es Bereiche, die selbst bei einem weiterhin gedämpften weltweiten Wachstumsumfeld florieren werden.

JP Scandalios
JP Scandalios

JP Scandalios
Vice President, Research Analyst
Portfolio Manager
Franklin Equity Group

Der Technologiesektor ist stolz auf seine dynamischen Fortschritte, ein Faktor aber ist stets konstant: Um Erfolg zu haben, müssen die Unternehmen ausgetretene Pfade verlassen. Als Beobachter von Technologietrends sehen wir dieses Phänomen jeden Tag. Mit einer „Me too“-Haltung kommen Start-ups und junge Unternehmen nicht weiter. Sie müssen entweder einen Markt finden, wo es heute noch keinen gibt, oder Lösungen für ein Problem entwickeln, das von alten und eingesessenen Anbietern noch nicht angegangen wird. Wir haben es in jeder Generation erlebt: Viele der Technologieführer der vorigen Generation sind auf der Strecke geblieben oder in Schwierigkeiten geraten und mussten sich vom Innovator der nächsten Generation übernehmen lassen. Der Technologiesektor erfindet sich immer wieder neu, was üblicherweise auch Anlagechancen schafft.

Die in diesem Jahr zu beobachtende Volatilität hat die Aussichten für Technologieunternehmen nicht verschlechtert. Tatsächlich habe ich in den mehr als 20 Jahren, seit denen ich Technologieaktien analysiere, noch nie eine Zeit mit solideren Innovationen erlebt als heute.

Potenzielle Chancen kommen nicht nur von bekannten Unternehmen, die vielen Marktbeobachtern einfallen, wenn sie an den Sektor denken. Sie entstehen auch bei Unternehmen, die weniger glamouröse Segmente des Sektors dominieren – sie entwickeln sich gut, haben aber weniger mit Marketing-Hype zu tun, sodass sie in der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt sind.

Ein Beispiel dafür ist ein Anbieter von analogen Halbleitern, der Chips für die Konvertierung von analogen in digitale Signale und umgekehrt entwickelt und produziert. Analoge Signale sind Phänomene aus der realen Welt (Temperatur, Druck, Töne, Geschwindigkeit, Fluss, Bilder etc.), während digitale Signale diskrete Bits sind, die nur den Zustand „an“ oder „aus“ haben können. Die Fähigkeit, beide Arten von Signalen ineinander zu konvertieren, wird im heutigen Digitalzeitalter immer wichtiger. Ein Beispiel: Wenn man einen Bildschirm (von Telefon, Tablet, Notebook, PC, TV, Mikrowelle, Kühlschrank, Waschmaschine etc.) berührt, um dem Gerät einen Befehl zu geben, erkennt der Datenkonverter den Druck der Berührung, macht daraus ein digitales Signal und leitet es zur weiteren Ausführung an einen Prozessor.

Das betreffende Unternehmen hat einen großen Anteil am Markt für Datenkonverter. Wie wir erfahren haben, nehmen einige seiner Wettbewerber ihre weitere Expansion in dieses Gebiet zurück, weil es in der Branche derart dominierend ist.

Durchbrüche für den Alltag

Das obige Beispiel steht für die weniger bekannten Bereiche des Marktes. Dynamische Innovationen und Wachstum finden wir jedoch auch in einer Unzahl von weiteren Branchen des Technologiesektors. Am stärksten fasziniert bin ich von Fortschritten, die Auswirkungen auf unseren Alltag haben dürften. So hat jede neue Modellreihe und Generation von Autos raffiniertere Technologien in die jahrhundertealte Praxis des Fahrens gebracht. Heute erfassen eingebettete Sensoren, ob der Reifendruck ausreicht, ob der Motor zu heiß wird, wie schnell man fährt und wie stark man bremst. Indem die Möglichkeit geschaffen wird, dass Autos solche Signale weitergeben und empfangen, entsteht die Grundlage dafür, dass Autos auf gefährliche Situationen besser reagieren können als menschliche Fahrer; beispielsweise können sie bei einem drohenden Aufprall schneller bremsen als ein Mensch. Vor kurzem wurde verkündet, dass diese Technologie für automatisches Bremsen, die bisher nur in Luxusautos verfügbar war, bald zu einer Standardfunktion wird. Chancen sehen wir bei Unternehmen, die bei Sensoren und Software für diese Systeme aktiv sind – wenn sie einmal in ein Auto integriert sind, sind solche Sicherheitssysteme ein fester Bestandteil davon und lassen sich ohne umfangreiche Neuentwicklung nicht austauschen. Fahrzeuginformationen allgemein lassen sich auch für bessere Verkehrssteuerung nutzen, wenn sie in Systeme integriert werden, die Verkehrsinformationen an andere Fahrer oder sogar Systeme zur Ampelsteuerung weitergeben. Diese Fortschritte sind die Vorläufer von vollkommen fahrerlosen Autos, wie sie möglicherweise in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf den Markt kommen werden.

Ebenfalls fasziniert bin ich von Fortschritten, die Verbrauchern ermöglichen, ihre Banking-Informationen im Mobiltelefon oder auf einer digitalen Karte zu speichern, sodass sie Portemonnaie und Kreditkarten zuhause lassen können. Ein Beispiel dafür ist die Technologie Near Field Communication (NFC), die kontaktlose Kommunikation von Geräten wie Smartphones und Tablets ermöglicht. Mit kontaktloser Kommunikation können Nutzer ihr Smartphone vor NFC-kompatible Geräte halten, um Informationen zu senden, ohne dass sich die Geräte berühren müssen oder in mehreren Schritten eine Verbindung aufgebaut werden muss. Ich kann mir also einen Kaffee kaufen, indem ich mein Telefon vor ein NFC-Gerät halte, statt in meiner Tasche nach Bargeld oder einer Kreditkarte zu suchen.  Neben Chips für NFC-Funktionen bringt der Trend zum elektronischem Bezahlen mehr Bedarf an robuster Verschlüsselung für den Schutz persönlicher Daten.

Auch im Gesundheitssektor herrscht kein Mangel an Innovationen, die für Wachstum sorgen dürften – und dabei unser Leben verändern. Beispielsweise gab es schon einige Fortschritte bei der Gensequenzierung, bei der die DNA von Patienten entschlüsselt wird, um herauszufinden, ob sie für bestimmte Krankheiten anfällig sind und welche Medikamente zur Behandlung am effektivsten sind. Ein weiteres Beispiel ist die kontinuierliche Glukoseüberwachung, bei der ein winziger Sensor unter der Haut Diabetikern in Echtzeit Glukosedaten liefert, sodass sie ihren Blutzuckerspiegel besser kontrollieren können.

Die Erwartungen für die Produkte von Technologieunternehmen sind oft hochfliegend – was manchmal auch für ihre Gewinne gilt. Anfang dieses Jahres gerieten manche Anleger meiner Meinung nach in Panik, nachdem einige Unternehmen enttäuschende Zahlen für das vierte Quartal 2015 und vorsichtige Prognosen für die Zukunft veröffentlicht hatten. Ich denke, dass der Markt auf diese schlechten Nachrichten nicht vorbereitet war, sodass Anleger wahllos den ganzen Sektor verkauften. Die Markterwartungen für die Gewinne im vierten Quartal 2015 waren meiner Meinung nach nicht unbedingt unrealistisch, doch ich glaube, dass Anleger die Sorge hatten, jegliche negativen Nachrichten ließen sich auf den gesamten Sektor übertragen. Auch andere Faktoren dürften zu der Volatilität im ersten Quartal 2016 beigetragen haben. In meinen Augen hatte der Ausverkauf aber mehr mit Sorgen über makroökonomische Indikatoren wie niedrigere Ölpreise und das nachlassende Wirtschaftswachstum in China zu tun als mit Themen, die speziell Technologieaktien betreffen.

Wahllose Verkäufe bringen für uns jedoch üblicherweise die Chance, bei günstigen Kursen Positionen neu aufzubauen oder aufzustocken. Allgemein sind wir der Meinung, dass die Bewertungen im Technologiesektor derzeit vertretbar sind. Er ist einer der profitabelsten Sektoren, doch sein zukunftsgerichtetes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt nur leicht über dem im S&P 500 insgesamt.[1]Und der Vergleich des KGV im Technologiesektor mit seiner Wachstumsrate zeigt, dass er einer der preiswertesten im S&P 500 ist.[2]

Zu unseren Stärken als Anlageverwalter bei der Suche nach günstigen Gelegenheiten im Technologiesektor zählen wir nicht nur unseren Bottom-up-Prozess für die Aktienauswahl, sondern auch die Tatsache, dass wir mitten im Zentrum der technischen Innovation angesiedelt sind – im kalifornischen Silicon Valley. Unser spezialisiertes Researchteam kann diese innovativen Unternehmen besuchen und mit ihrem Management sprechen, weil sie direkt vor unserer Haustür zu finden sind.

Sie wollen weitere Einschätzungen von Franklin Templeton Investments per E-Mail erhalten? Dann abonnieren Sie unseren Blog Beyond Bulls & Bears.

Die neuesten Tipps und Infos für Anleger finden Sie auf Twitter @FTI_Germany.

Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Kommentare, Meinungen und Analysen sind die persönlichen Ansichten des Anlageverwalters und dienen ausschließlich Informationszwecken und der Informierung der Allgemeinheit. Sie sind weder als Anlageberatung oder Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers oder zur Übernahme einer Anlagestrategie zu verstehen. Sie stellen auch keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Die Informationen in diesem Dokument entsprechen dem Datum der Veröffentlichung und können sich ohne Vorankündigung ändern. Sie sind nicht als vollständige Analyse aller wesentlichen Fakten in Bezug auf ein Land, eine Region, einen Markt oder eine Anlage gedacht.

In diesem Dokument möglicherweise verwendete externe Daten wurden von Franklin Templeton Investments („FTI“) nicht unabhängig verifiziert, bewertet oder überprüft. FTI haftet auf keinen Fall für Verluste, die durch die Nutzung dieser Informationen entstehen. Das Vertrauen auf die Kommentare, Meinungen und Analysen in diesem Dokument liegt im alleinigen Ermessen des Nutzers. Manche Produkte, Dienstleistungen und Informationen sind möglicherweise nicht in jedem Land verfügbar und werden außerhalb der USA von anderen mit FTI verbundenen Unternehmen und/oder ihren Vertriebsstellen, wie nach lokalem Recht und lokalen Vorschriften zulässig, angeboten. Bitte wenden Sie sich für weitere Informationen über die Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen in Ihrem Land an Ihren eigenen professionellen Berater.

Welche Risiken bestehen?

Alle Anlagen sind mit Risiken behaftet, einschließlich des möglichen Verlusts des angelegten Kapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Die Kurse von Wachstumsaktien beruhen auf Prognosen für künftige Gewinne oder Umsätze und können daher erheblich sinken, wenn das betreffende Unternehmen diese Prognosen nicht erfüllt. Der Technologiesektor war schon immer volatil, was sich durch seine schnellen Produktwechsel und Entwicklungszyklen erklärt. Technologieunternehmen können klein und/oder relativ neu und unerfahren sein. Klein- und mittelkapitalisierte sowie relativ neue oder unausgereifte Unternehmen können gegenüber Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besonders empfindlich sein, und ihre Wachstumsaussichten sind weniger sicher als die von größeren, besser etablierten Unternehmen.

[1] Quelle: Bloomberg. Stand: 5. April 2016. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine Bewertungskennzahl, die berechnet wird, indem man den Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie teilt. Die Performance von US-Technologieunternehmen wird im S&P 500 Information Technology Index abgebildet. Indizes werden nicht gemanagt. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit stellt keine Garantie für künftige Ergebnisse dar.

[2]Ebd.