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Nachdem sich die Ungewissheit rund um die US-Wahlen gelegt hat, bleiben die Folgen einer Präsidentschaft von Donald Trump noch verschwommen, solange wir nicht zwischen den Wahlversprechen und den tatsächlichen politischen Maßnahmen differenzieren können. In der Zwischenzeit gehen wir von einer anhaltenden Volatilität der Aktienmärkte insgesamt aufgrund dieser Unsicherheit aus, insbesondere im wichtigen Bereich der Handelspolitik und der zukünftigen Zusammensetzung des Offenmarktausschusses. Im Mittelpunkt der Wahlversprechen Trumps für die Binnenwirtschaft standen insbesondere eine lockerere Haushaltspolitik in Form erhöhter Ausgaben für die Infrastruktur und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dies könnte als Grundlage für eine globale Steigerung der Nachfrage dienen. Größere Sorgen würde jedoch eine protektionistische Entwicklung des Handels bereiten, wobei es jedoch nach unserer Meinung wahrscheinlicher scheint, dass Trump sich von den extremeren Maßnahmen abwendet, die er in diesem Bereich geäußert hat. Soweit diese Politik umgesetzt wird, gehen wir von einer Abkehr von einem regelbasierten Handel aus, die wahrscheinlich weitreichende Folgen weltweit haben würde. Nachfolgend beschreiben wir einige der wichtigsten allgemeinen Risiken, die aus unserer Sicht auf die Vereinigten Staaten und andere Länder weltweit zukommen dürften:
- Steigende Risikoprämien aufgrund der politischen Unsicherheit; die Märkte könnten Episoden von Optimismus und Pessimismus aufweisen
- Die Wahrscheinlichkeit einer protektionistischen Handelspolitik, die jedoch möglicherweise durch stimulierende Effekte von Steuersenkungen und höheren öffentlichen Ausgaben kompensiert werden könnte
- Unternehmen, die in die USA exportieren, dürften unter einem stärkeren Protektionismus leiden
- Mehr Kontrollen hinsichtlich der Zuwanderung und Freizügigkeit von Personen
- Weniger Unterstützung der derzeitigen Verteidigungs- und Sicherheitsabkommen (mit potenziell erheblichen Folgen für Länder wie Japan, Südkorea und Taiwan)
Potenziell unterstützende Faktoren für das US-Wachstum
Angesichts der Ausrichtung der Republikaner auf eine wachstumsfreundliche Politik dürfte eine einheitlichere Exekutive und Legislative in den USA die Wahrscheinlichkeit bedeutender haushaltspolitischer Anreize, parallel zur Rückkehr zur Inflation, erhöhen. Der wachsende Populismus in den USA dürfte aus unserer Sicht außerdem zu einer erhöhten Beteiligung der öffentlichen Hand in Infrastrukturprojekten und bei anderen Ausgaben führen. Wir halten es daher derzeit für wahrscheinlicher, dass die US-Regierung nach acht Jahren gedrosselter Ausgaben sich einer aggressiveren Haushaltspolitik zuwendet. Allerdings ist noch offen, wie diese stimulierenden Maßnahmen finanziert werden sollen und welche Folgen dies auf das Haushaltsdefizit haben wird. Eine lockere Haushaltspolitik würde wahrscheinlich die Inflation in den USA fördern, mit einem nach unserer Meinung positiven Effekt für bestimmte Anlagen.
- Eine steigende Inflation würde eine Verlagerung weg von Anleihen und hin zu Aktien auslösen, wenn die Leitzinsen schließlich beginnen, von Null ausgehend zu steigen und am langfristigen Ende der Renditekurve schließlich das höhere Inflationsrisiko eingepreist wird.
- Eine steigende Inflation wäre wahrscheinlich besonders positiv für zyklische Aktien, insbesondere in den Sektoren Infrastruktur, Banken und harte Rohstoffe.
- Wenn die Auslandsgewinne von US-Unternehmen heimgeholt würden, wäre dies gut für die Stimmung an den Börsen. Sie würde sich positiv auf viele multinationale Konzerne und die Märkte insgesamt auswirken – jedoch auch negative Folgen für andere Länder haben, die derzeit als Steuerparadiese fungieren.
Folgen für den Handel
Die Wahlkampfrhetorik sowohl der Republikaner als auch der Demokraten bestätigen aus unserer Sicht, dass das Land sich, wie andere Länder auch, einer protektionistischeren und populistischen Stimmung hinwendet und der Drang nach Globalisierung sich umkehrt. Dies zeigt auch in dem britischen Votum, die Europäische Union (EU) zu verlassen (Brexit). Diese Stimmung ist jedoch nicht auf die USA und das Vereinigte Königreich beschränkt. Auch die EU-Kommission versucht, die Handelsschranken des Wirtschaftsblocks zu erhöhen, womöglich durch die Einführung von rigideren Handelsmaßnahmen. In einer der jüngsten EU-Gipfeltreffen in Brüssel nahmen die Themen Handelsprotektionismus und Abwehr einen großen Raum ein.
Dabei ist zu bedenken, dass Einschnitte in den globalen Handel bereits vor der Wahl begonnen hatten. Die Welthandelsorganisation korrigierte kürzlich ihre Wachstumsprognose für den Welthandel für dieses Jahr auf 1,7% nach einer Schätzung von 2,8% im April. Nach einer Spitze von 3,5% hat sich die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der realen Exporte und des realen Bruttoinlandsprodukts auf 1% reduziert, ein Anzeichen für einen nachlassenden weltweiten Handel.[1]
Wir gehen nicht davon aus, dass die neue US-Regierung gegen freien Handel sein wird; wir sehen eher eine Betonung auf einem fairen Handel. Nach unserer Meinung richtet sich der Aufstand der Wähler nicht gegen den Handel an sich, sondern entspricht eher der Ausrichtung auf steigende Einkommen und mehr Arbeitsplätze.
Dennoch wird es für uns klar, dass die großen regionalen Handelsabkommen mit Industrie- und Schwellenländern in Zukunft eine geringere Chance auf Zustimmung haben werden, da die wechselseitigen Vorteile häufig zu verschwommen sind, um die Kosten zu rechtfertigen. Dies gilt besonders für Menschen in den betroffenen Sektoren, die ihre Jobs aufgrund des Wettbewerbs verlieren könnten. Wir meinen, dass es mehr bilateraler Handelsabkommen zwischen einzelnen Ländern bedarf.
Auswirkung auf Schwellenländer – und Anlagemöglichkeiten
Zwar waren einige kurzfristige Schocks zu beobachten, jedoch könnten sich aus unserer Sicht für zahlreiche Schwellenmärkte insgesamt positive Effekte aus einer Lockerung der Haushaltspolitik und einer wachstumsfreundlichen Politik in den USA ergeben, während der Binnenkonsum aufgrund jahrzehntelanger demografischer Trends und der Urbanisierung der wichtigste Faktor für das langfristige Wachstum in den Schwellenmärkten bleibt.
Für die Länder Asiens dürfte generell die Folge der US-Wahl in mehreren wichtigen Aspekten negativ sein. Dazu gehören eine protektionistische Handelspolitik, mehr Kontrollen hinsichtlich Zuwanderung und Freizügigkeit von Personen, weniger Unterstützung für die derzeitigen Verteidigungs- und Sicherheitsabkommen (besonders relevant für Japan, Südkorea und Taiwan) sowie die Wahrscheinlichkeit, dass US-Unternehmen Kapital in die USA zurückführen, gestützt auf eine umfassende Steuerreform, die uns wahrscheinlich erscheint. Andererseits sehen wir aus unserer Sicht erhebliche Anlagemöglichkeiten in Schwellenmärkten, deren Wirtschaft durch Binnenwachstum und Reformen beflügelt wird, wie in Indien und Indonesien.
Bezüglich China erhöht sich die Ungewissheit auf jeden Fall, hauptsächlich hinsichtlich der potenziellen Folgen für die US-Handelspolitik und der Sicherheitsbeziehungen mit China nach Trumps bisherigen Äußerungen. Da importierte Teile, besonders aus Japan, Südkorea und Taiwan einen großen Wertanteil an den Importen aus China ausmachen, würden diese Länder ebenso unter einem Einbruch der chinesischen Exporte leiden. Zu bedenken ist allerdings, dass die Lieferketten sich zwar langfristig von China in die südasiatischen Länder verlagern könnten (die im Verband südostasiatischer Staaten – ASEAN – vertreten sind)[2], es jedoch schwerfallen dürfte, die Kompetenz in mechanischen Komponenten großflächig außerhalb Chinas zu replizieren. Gleichzeitig könnte externer Druck China bewegen, sich stärker auf Binnenkonsum, Marktreformen und Innovation zu konzentrieren. Andererseits könnte China in einigen Aspekten von der Außenpolitik Trumps profitieren, da er sich für einen Abbau der Präsenz im Raum Asien-Pazifik ausgesprochen hat.
In Lateinamerika hingegen waren die Märkte weitestgehend negativ von der Nachricht über den Wahlsieg Trumps betroffen. Mexiko hatte im Mittelpunkt von Trumps Wahlkampf im Hinblick auf Zuwanderung und Handel gestanden. Nach der Wahl verlor der mexikanische Peso deutlich gegenüber dem US-Dollar an Wert und der mexikanische Aktienmarkt stürzte ebenso ab. Nach unserer Meinung wird das Land jedoch insgesamt gut regiert und seine Lieferkette ist in US-Unternehmen integriert. Daher scheint die erste Marktreaktion auf die US-Wahl übertrieben negativ gewesen zu sein. Darüber hinaus sehen wir bereits eine kräftige Umkehr der Erwartungen zu Rohstoffen (besonders bei Metallen), von der einige rohstoffreiche Länder in Lateinamerika profitieren dürften.
Jedoch ist zu bedenken, dass für die Anlageklasse Aktien aus Schwellenländern in erster Linie Binnennachfrage und inländische Reformen als Triebkräfte wichtig sind – ein gutes Beispiel hierfür ist Indien. In den letzten zehn Jahren haben sich die Schwellenländer selbst und ebenso ihre jeweiligen Aktienmärkte grundlegend verändert. Konkret haben sie häufig ihre Abhängigkeit vom Export von Rohstoffen und Gütern reduziert und Binnenkonsum, Technologie und Dienstleistungen haben an Bedeutung gewonnen. Dies ist weiterhin eine günstige Basis für Anleger in Schwellenmärkte. In unserem aktuellen Umfeld konzentrieren wir uns auf die Chancen in Regionen mit einem soliden Binnenwachstum und Konsum sowie auf Unternehmen mit geografisch gestreuter Umsatzbasis, die weniger von nachteiligen (protektionistischen), länderspezifischen politischen Schritten abhängen, die womöglich in den nächsten Jahren zum Tragen kommen. Bei der Betrachtung einzelner Aktien sehen wir Chancen in Unternehmen, deren Kostenkurve flexibel ist und eine Margensteigerung unterstützen kann. So erscheinen uns beispielsweise Unternehmen attraktiv, die vorausschauend in Automatisierung investieren, da die Lohnstückkosten vermutlich steigen werden, wenn sich protektionistische Maßnahmen durchsetzen. Unternehmen, die in die Prozessautomatisierung investieren, dürften weniger Druck auf die Margen erfahren.
Der Ausgang der US-Wahlen erinnert an die verbreitete Aussage „jede Politik ist lokal“, denn es gab eine überraschend zunehmende Pro-Trump-Stimmung in zahlreichen abgehängten und enttäuschten Gemeinden im ganzen Land. Besonders bemerkenswert war das Ausmaß, mit dem bei der jüngsten Wahl die maßgebende Presse bei der Stimmung der Wähler danebenlag. Eine wichtige Erkenntnis für alle Analysten und Anleger daraus ist, dass wir uns in unseren Analysen nicht auf eine begrenzte Auswahl von Quellen oder auf die Konsensmeinung begrenzen, sondern Informationen unmittelbar erhalten. Dies ist der Grund, warum unsere Schwellenmärkte-Teams sich nicht nur auf die populäre Presse oder Analysten der Verkaufsseite stützen, sondern ihre Präsenz in den Ländern rund um den Globus nutzen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Auch ein aktives Management nimmt in diesem Umfeld eine wichtige Rolle ein und kann Mehrwert für Anleger schaffen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Präsidentschaft Trumps eindeutig erhöhte Risiken enthält. Allerdings ist es noch zu früh, um die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen dieses Ergebnisses verlässlich zu beurteilen. Wir haben einige Risikobereiche dargestellt, die wir weiterhin aufmerksam beobachten werden. Nach unserer Meinung sind unsere Strategien derzeit gut aufgestellt, um die von uns erkannten Risiken zu meistern. Was auch als Nächstes in den USA oder anderswo auf der Welt geschieht: aus unserer Sicht ergeben sich aus jeder Situation potenzielle Chancen. Unsere Aufgabe ist es, sie zu erkennen.
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Welche Risiken bestehen?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des potenziellen Verlusts des Anlagekapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Faktoren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder an den allgemeinen Marktbedingungen. Investitionen im Ausland sind mit besonderen Risiken verbunden, darunter Währungsschwankungen, wirtschaftliche Instabilität und politische Entwicklungen. Investitionen im Ausland sind mit besonderen Risiken verbunden, darunter Währungsschwankungen, wirtschaftliche Instabilität und politische Entwicklungen. Anlagen in Schwellenländern sind mit erhöhten Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Zusätzliche Risiken ergeben sich aus dem kleineren Marktumfang, der geringeren Liquidität sowie dem Mangel an rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zur Stützung der Wertpapiermärkte.
[1] Quelle: Welthandelsorganisation, September 2016. Es gibt keine Garantie dafür, dass sich Schätzungen oder Prognosen bewahrheiten.
[2] Dem Verband südostasiatischer Nationen gehören an: Brunei Darussalam, Myanmar/Burma, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.