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In den vergangenen Jahren blieb Frankreich beim Wirtschaftswachstum hinter seinen größeren Pendants aus der Europäischen Union (EU) zurück. 2016 wuchs die französische Wirtschaft um 1,2 %, die Wirtschaft in Deutschland dagegen um 1,9 % und im Vereinigten Königreich um 1,8 %. Und die Arbeitslosenquote verharrt in Frankreich seit vier Jahren bei rund 10 %. Sie ist mittlerweile rund doppelt so hoch wie in den beiden anderen europäischen Ländern.
Doch wir sehen Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaftslage in Frankreich unter Präsident Emmanuel Macron allmählich verbessert. Frankreich erlebt beim Wirtschaftswachstum die beste Entwicklung seit mehr als sechs Jahren. Und die französischen Unternehmen stellen so viele Menschen ein wie seit fast 17 Jahren nicht. Überdies äußerte der Internationale Währungsfonds (IWF), dass Frankreich das Vereinigte Königreich 2017 als fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt ablösen dürfte. [1]
Warum französische Unternehmen wegen Macrons Reformen zuversichtlich sind
Nach unserer Einschätzung sind die französischen Unternehmen aufgrund der Bemühungen Macrons um eine Lockerung des französischen Arbeitsrechts offener für Neueinstellungen als in der Vergangenheit. Im September dieses Jahres unterzeichnete er fünf Dekrete, mit denen das Arbeitsrecht überarbeitet wurde. Dies waren die ersten Wirtschaftsreformen seit seinem Amtsantritt im Mai.
Diese Dekrete gewähren den französischen Arbeitgebern unter anderem mehr Rechte bei der Aushandlung von Verträgen direkt mit Arbeitnehmern. Jahrzehntelang mussten die französischen Unternehmen restriktive Tarifverträge für ihre Sektoren einhalten.
Nach unserer Auffassung wird dieser Wandel hin zu flexibleren Tarifverträgen den Bedürfnissen der französischen Arbeitnehmer und Unternehmen besser gerecht. Diese individuellen Verträge dürften dem Dienstleistungssektor und anderen Sektoren, die von steigenden Arbeitskosten betroffen sind, zugutekommen. Nach den Arbeitsmarktreformen in Spanien im Jahr 2012 konnten dort viele Unternehmen die Vergütung der Arbeitnehmer selbst aushandeln und die Lohninflation in Schach halten.
Die jüngste Erhebung der Investmentbank UBS unter europäischen Unternehmen zeigte einen starken Anstieg bei den geplanten Ausgaben französischer Unternehmen für Anlageinvestitionen (CapEx).[2] Bei dem Betrag, den französische Unternehmen in ihr Geschäft investieren möchten, rechnen wir überdies mit einem ähnlichen Anstieg. Diese Unternehmen dürften hinsichtlich der positiven Wirkung von Macrons Arbeitsmarktreformen zuversichtlich sein und planen infolgedessen eine Aufstockung ihrer CapEx-Ausgaben. Dieser Anstieg bei den CapEx-Ausgaben dürfte die Konjunktur ankurbeln und französischen Aktien zugutekommen.
Wir sind insbesondere der Ansicht, dass steigende Investitionsausgaben, sofern sie bankenfinanziert sind, das Wachstum bei der Kreditvergabe der Banken anfachen und dem französischen Bankensektor zugutekommen dürften. Macrons Reformen zur Senkung der Immobiliensteuern für die französische Mittelschicht könnten zu einem weiteren Nachfragewachstum führen, welches das starke Kreditwachstum im Hypothekenbereich, das bereits von den besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen profitiert, weiter antreiben dürfte.
Macron schickt sich überdies an, sein Wahlkampfversprechen einer Senkung der Körperschaftsteuer einzulösen. Im September dieses Jahres legte seine Regierung ihren ersten Haushalt vor. Hierin enthalten waren Pläne für eine Senkung der Körperschaftsteuern von 33 % auf 25 % bis 2022. Niedrigere Körperschaftsteuern dürften bei vielen französischen Unternehmen zu höheren Gewinnen führen.
Wie multinationale Unternehmen von Macrons Reformen für die Eurozone profitieren können
Im September dieses Jahres bekräftigte Macron seinen Fahrplan für die EU, der unter anderem einen gemeinsamen Verteidigungshaushalt, mehr Investitionen in saubere Energie und die Harmonisierung der Steuereinnahmen vorsieht. Für Macron sind diese Reformen ein Mittel, um die EU wettbewerbsfähiger zu machen, die nach seiner Auffassung viel zu lange zu schwach, zu langsam und zu ineffizient bei der Suche nach Lösungen für globale Themen war. Wir sind mit Macron einer Meinung. Es ist Zeit, dass die EU ihren rechtmäßigen Platz auf der Weltbühne einnimmt.
Insbesondere könnten einzelne Rüstungsunternehmen von Macrons Plänen zur Steigerung der Sicherheitsausgaben profitieren. Europa gab in der Vergangenheit viel weniger für Sicherheit aus als die USA, und nach unserem Dafürhalten erkennen die Führer Europas allmählich die Notwendigkeit höherer Ausgaben.
Nach unserer Auffassung könnten zudem Unternehmen im Bereich saubere Energie von den Vorschlägen Macrons, wie z. B. einer europäischen CO2-Steuer, welche die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie in der EU steigern soll, profitieren. Macron möchte überdies die Nutzung von Kohlestrom in Frankreich binnen fünf Jahren beenden und die Abhängigkeit des Landes von der Kernenergie bis 2025 auf 50 % verringern.
Macron stärkt die Beziehungen zu den europäischen Nachbarn. Im September gab er einem deutschen Industriekonglomerat die Genehmigung, seine Bahnsparte mit einem französischen Unternehmen zu verschmelzen. Nach unserer Ansicht ist diese Transaktion ein gutes Beispiel für den pragmatischen Ansatz Macrons in Bezug auf die Rolle, die Frankreich spielen muss, um Europa enger zusammenzubringen. Den beiden Unternehmen dürften hierdurch Größenvorteile entstehen, und sie dürften für den Wettbewerb mit einem neu entstandenen chinesischen Bahnunternehmen besser gewappnet sein.
Natürlich dürften einige EU-Länder ihre Politik anpassen müssen und könnten aufgrund der von Macron vorgeschlagenen Reformen auf kurze Sicht Belastungen ausgesetzt sein. Irland und die Niederlande könnten unter Druck geraten, falls es Macron gelingt, Reformen durchzubringen, durch die Länder in steuerlicher Hinsicht gleichgestellt werden. Diese Reformen könnten beispielsweise dazu führen, dass die von einigen großen US-Technologie- und Pharma-Unternehmen gezahlten Steuern steigen, da ein geringerer Anteil ihrer Gewinne in diesen Niedrigsteuerländern versteuert werden wird.
Macrons Ruf nach einer breiten Führung für die EU
Diese Bemühungen sind Teil von Macrons Initiative, die EU enger zusammenzubringen. In den letzten Jahren übernahm Deutschland die Rolle des Chefentscheiders in der EU, während andere EU-Länder im Hintergrund blieben.
Nach den Wahlen in Deutschland im September dieses Jahres erscheint es uns jedoch ungewiss, ob Kanzlerin Angela Merkel Herrn Macron bei seiner Initiative für eine stärkere Integration der EU zur Seite stehen wird. Derzeit versucht sie, eine Koalition zu bilden, und ihre letztliche Entscheidung für einen Regierungspartner könnte sich in erheblicher Weise darauf auswirken, ob Deutschland für mehr oder weniger EU-Integration steht.
Allerdings erwähnte Macron in seinem Fahrplan für die EU, der kurz nach den Wahlen in Deutschland veröffentlicht wurde, Deutschland nicht. Er möchte scheinbar, dass alle EU-Mitgliedstaaten bei der Gestaltung der Zukunft eine Rolle spielen, und nicht nur Frankreich und Deutschland. Macron sieht die EU als eine große Region, so groß wie die Vereinigten Staaten. Durch eine engere Zusammenarbeit werde Europa nach seiner Ansicht wieder seinen rechtmäßigen Platz als große Wirtschafts- und Industriemacht einnehmen.
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[1] Quelle: Weltwirtschaftsausblick des IWF, Oktober 2017. Es gibt keine Garantie dafür, dass sich Schätzungen, Prognosen oder Vorhersagen bewahrheiten.
[2] Quelle: UBS Evidence Lab: Sharp Rise in Investment Plans, September 2017.