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Anleihen

Fed behält gemäßigte Haltung bei

Die Entscheidung der US-Notenbank, ihre Zinsen bei ihrer Märzsitzung unverändert zu belassen, kam nicht sonderlich überraschend. Ihre aktualisierten „Dot Plot“-Prognosen wurden von den Märkten allerdings als Signal für eine unerwartet gemäßigte Geldpolitik interpretiert. Sonal Desai, CIO der Franklin Templeton Fixed Income Group, gibt ihre Einschätzung der Situation und erklärt, warum die Märkte ihrer Meinung nach nicht allzu viel in die „Dots“ hineininterpretieren sollten.

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Ich bin überrascht, wie überrascht (und euphorisch) die Marktreaktion auf das Ergebnis der geldpolitischen Märzsitzung der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) ausgefallen ist. Meiner Einschätzung nach hat die Fed ihren bereits im Januar gewählten geduldigen Tonfall bestätigt und dieselben Gründe hierfür angeführt. Sie wird sich auch weiterhin an den Daten orientieren, so dass sich Anleger auf den konjunkturellen Ausblick und nicht auf die „Dots“ konzentrieren sollten.

Die politischen Entscheidungsträger der Fed wiesen auf die leicht geschwächten Wirtschaftsindikatoren im ersten Quartal hin. Aufgrund saisonaler Faktoren tendieren die Zahlen im ersten Quartal allerding häufig dazu, etwas schwächer auszufallen. Dies rechtfertigt Zurückhaltung, ich sehe die Entwicklung jedoch nicht als Anzeichen auf einen deutlich schwächeren Ausblick.

Zudem war der vom Fed-Vorsitzenden Jay Powell bei der auf die Ankündigung folgenden Frage- und Antwortrunde gewählte Tonfall bei weitem nicht so gemäßigt, wie die unmittelbare Marktreaktion vermuten lassen würde.

Den Dots keine übermäßige Bedeutung beimessen

Die Märkte sahen die Veränderung des „Dot Plot“-Streudiagramms als erhebliche, auf eine gemäßigtere Geldpolitik hindeutende Überraschung. Die Dots legen nun nahe, dass 2019 keine weiteren Zinserhöhungen mehr vorgenommen werden und 2020 nur noch ein Zinsschritt folgt, während im Dezember noch von zwei Zinsanhebungen im laufenden Jahr auszugehen war.

Es ist allerdings wichtig, zu beachten, dass das Dot Plot nicht die kollektive Konsenseinschätzung des Offenmarktausschusses (FOMC, das Entscheidungsgremium der Fed) darstellt. Die einzelnen Punkte stellen lediglich die Einschätzungen der einzelnen FOMC-Mitglieder darüber dar, wo die Leitzinsen in jedem Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach liegen werden. In der Vergangenheit hat sich das Dot Plot innerhalb von drei Monaten bisweilen dramatisch verändert, und dies kann durchaus erneut eintreten.

So hat Powell in der Tat versucht, die Bedeutung der Dots herabzuspielen, da die Fed ihre formellen Prognosen eingestellt hat und nun Flexibilität wahren will, um entsprechend auf die wirtschaftlichen Bedingungen reagieren zu können. Insbesondere hat er – zuletzt in einer Rede an der Stanford University – angedeutet, dass die Märkte die Dots nicht als Ersatz für die inzwischen eingestellte Prognose der Fed nehmen sollten. Diese Botschaft wiederholte er bei der geldpolitischen Sitzung im März. Die Märkte scheinen sie jedoch vollständig ignoriert zu haben.

Genaugenommen sind die Märkte sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Die Fed Funds Futures zeigen, dass 40 % der Anleger inzwischen damit rechnen, dass schon in diesem Jahr Zinssenkungen erfolgen werden[1], während die neuen Dots der Fed eine weitere Zinsanhebung (allerdings erst im kommenden Jahr) vorsehen, bevor die Zinsen dann bis Ende 2021 unverändert bleiben.

Vor allem hat die Fed unmissverständlich darauf hingewiesen, dass sich ihre Geldpolitik an den Daten orientieren wird, und ich gehe auch weiterhin davon aus, dass die Daten höhere Zinsen rechtfertigen werden.

US-Wirtschaftsprognosen

Die Schlagzeilen in den Medien haben sich auf die Abwärtskorrekturen der geldpolitischen und wirtschaftlichen Prognosen der Fed konzentriert. Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um marginale Veränderungen:

  • Die Fed senkte ihre Prognose für das Wachstum der USA im Jahr 2019 von bislang 2,3 % auf 2,1 %, während ihre Prognose für 2020 von 2,0 % auf 1,9 % zurückging.
  • Die Inflationsprognose für 2019 (auf Basis der persönlichen Konsumausgaben) wurde von 1,9 % auf 1,8 % gesenkt.
  • Die Prognose für die Arbeitslosenquote erhöhte sich für das Jahr 2019 leicht von 3,5 % auf 3,7 %.

All dies sind marginale Korrekturen, die deutlich innerhalb der Fehlerspanne für Prognosen liegen.

Vertrauen in die Kontrolle der Inflation

Meiner Meinung nach hat die Fed beschlossen, ihre Zinsen unverändert zu belassen, da sie äußerst zuversichtlich ist, dass sie bei einem Anstieg der Inflation in der Lage sein wird, diese schnell wieder unter Kontrolle zu bringen. In Anbetracht dessen zieht sie es vor, auf Wachstum zu setzen und der Konjunktur freien Lauf zu lassen, bis die Inflation über die Zielmarke von 2 % steigt.

Zudem ist die Fed zuversichtlich, dass das Risiko von Vermögensblasen beschränkt ist – auch wenn es meiner Meinung nach kaum Zweifel gibt, dass sich an den Märkten derzeit ein von der Fed angeheizter Zuckerrausch erkennen lässt.

Handelsspannungen sollten abklingen

Die Fed bekräftigte ihre Einschätzung, dass in Anbetracht der Handelsspannungen und des Brexit Zurückhaltung geboten ist.

Meiner Meinung nach sind dies eher sekundäre Faktoren. Die USA und China scheinen sich auf eine kurzfristige Einigung im Handelsstreit zuzubewegen. Die Spannungen um den Brexit haben vor Ablauf der Frist am 29. März zugenommen. Allerdings sieht es so aus, als würde das Vereinigte Königreich eine Fristverlängerung um 6-9 Monate erhalten, wodurch das Thema aus Sicht der Märkte wieder in den Hintergrund rücken dürfte. Darüber hinaus lässt sich nur schwerlich vorstellen, dass sich die Märkte durch ein Ereignis, das sie inzwischen seit fast drei Jahren erwarten, weiter schockieren lassen.

Die Politik der Fed wird sich in erster Linie auch weiterhin am inländischen konjunkturellen Ausblick orientieren. Wie ich in meinem im Februar veröffentlichten Kommentar Meine Gedanken zur aktuellen Lage bereits angemerkt hatte, wird der Konsum der Haushalte nach wie vor durch einen straffen Arbeitsmarkt und eine robuste Bilanz gestützt. Während die weltweite Unsicherheit abklingt, wird der Wachstumsausblick der USA höhere Zinsen rechtfertigen.

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Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des potenziellen Verlusts des Anlagekapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Anleihenkurse entwickeln sich im Allgemeinen entgegen der Zinsen. Wenn sich also die Anleihenkurse in einem Investmentportfolio an steigende Zinsen anpassen, kann der Wert des Portfolios sinken. Veränderungen der Finanzkraft eines Anleihenemittenten oder der Bonitätsbewertung einer Anleihe können sich auf deren Wert auswirken. Die Anlage in höher und variabel verzinslichen Anleihen und Schuldtiteln mit niedrigerem Rating birgt ein größeres Ausfallrisiko. Dies könnte zum Verlust des angelegten Kapitals führen – ein Risiko, das bei nachlassender Konjunktur steigen kann.

[1] Quelle: CME Group. Fed Funds Futures sind Finanzkontrakte, die die Markteinschätzung bezüglich der täglichen offiziellen Federal Funds Rate (Leitzinsen) bei Ablauf der Kontrakte widerspiegeln.