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Nach langen Debatten ist das 750 Milliarden Euro schwere europäische Konjunktur- und Rettungspaket, das im Mai angestoßen wurde, nun endlich geschnürt. Laut David Zahn, Head of European Fixed Income, markiert es eine starke Bejahung der europäischen Integration und ist eine Hilfe für die schwer getroffenen Länder. Das sind gute Nachrichten für Anleger.
David Zahn, CFA, FRM
Head of European Fixed Income
Franklin Templeton Fixed Income
Nach intensiven, mehrtägigen Debatten und Diskussionen erzielten die Führer der Europäischen Union (EU) schließlich eine Einigung über einen 750 Milliarden Euro (858 Milliarden US-Dollar) schweren COVID-19-Rettungsplan. Er sieht zinsgünstige Kredite sowie Beihilfen in Höhe von 390 Milliarden Euro (446 Milliarden US-Dollar) für die am schwersten getroffenen Mitgliedstaaten vor.
Die Empfänger müssen nationale Aufbau- und Resilienzpläne für die Jahre 2021 bis 2023 erstellen, einschließlich ihrer Anstrengungen zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung (einschließlich „grüner“ Initiativen) und zur Stärkung der „wirtschaftlichen und sozialen Resilienz“ der EU-Länder.
Hierdurch wird die EU insbesondere zu einem bedeutenden Kapitalnehmer an den globalen Finanzmärkten. 2036 soll die Emission von Nettoschulden enden, und die EU verpflichtet sich, die neuen Schulden bis 2058 zurückzuzahlen. Sie müssen aus dem EU-Haushalt bezahlt werden. Dies erfolgt vermutlich durch neue Steuern beispielsweise auf nicht recyclingfähige Kunststoffabfälle. Dies schafft einen bedeutenden, neuen supranationalen Kapitalnehmer, der gegenwärtig rund 50 Milliarden Euro an ausstehenden Schulden hat. Künftig werden es rund 800 Milliarden sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann diese Anleihen nach der Emission durch die Ausweitung ihres Instrumentariums für die quantitative Lockerung aufkaufen.
Der „Aufbauplan für Europa“ betont drei Hauptziele oder „Säulen“, in die die Investitionen gelenkt werden. Dies sind: Gestärkt aus der Krise hervorgehen: Aufbau in den Mitgliedstaaten unterstützen; Wirtschaft ankurbeln und private Investitionen fördern; Lehren aus der Krise ziehen und die strategischen Herausforderungen Europas angehen.
Der andere große Schritt nach vorne ist hierbei die Verpflichtung, dass 30 % des Coronavirus-Aufbaufonds und der 1 Billion Euro schwere Siebenjahreshaushalt der EU für die Bekämpfung des Klimawandels vorgesehen sind. Dies ist ein massiver Schritt in Richtung einer grüneren europäischen Wirtschaft und des Ziels von Nullemissionen bis 2050. Die Ausgaben für eine grünere Wirtschaft werden sich auf mehr als 500 Milliarden Euro belaufen, und wir erwarten, dass dies den Wandel auf dem gesamten Kontinent weiter antreibt. Dies ist für den Markt für grüne Anleihen eine starke Stütze, und wir rechnen mit einem Anstieg der Emissionen und einer breiteren Emissionstätigkeit zur Stärkung dieses Schwerpunkts.
Gute Nachrichten für Europas Wirtschaft und Märkte
Die Verabschiedung des Rettungsplans ist eine hervorragende Nachricht für die europäische Wirtschaft und auch eine gute Nachricht für die europäischen Anleihenmärkte, denn dies dürfte für eine niedrigere Risikoprämie (Höhe der zusätzlichen Rendite für das politische Risiko Europas, das sich nun reduziert hat) in ganz Europa sorgen. Aus Anlegersicht erscheinen diese Nachrichten für Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und möglicherweise andere europäische Währungen neben dem Euro ziemlich positiv.
Die COVID-19-Pandemie hat die Wirtschaft verheert, und die Verabschiedung des Plans sendet die Botschaft, dass Europa nun für Investments nicht mehr so riskant ist wie vielleicht noch zuvor.
Daher dürfte die Risikoprämie sinken. Dies gilt insbesondere in Kombination mit der geldpolitischen Unterstützung durch die EZB in Form der quantitativen Lockerung und der ultraniedrigen/negativen Zinssätze, die noch lange Zeit Bestand haben dürften. Aus unserer Sicht wird diese kombinierte Antwort auf die COVID-19-Pandemie der europäischen Wirtschaft bei ihrem Neustart auf jeden Fall kräftig unter die Arme greifen.
Allerdings werden diese Hilfsmaßnahmen nicht zwangsläufig zu einer raschen Erholung der europäischen Wirtschaft führen. Bis zur vollständigen Erholung auf das Niveau vor COVID-19 dürfte es mehrere Jahre dauern. Doch auf fiskalischer und geldpolitischer Ebene sind die Eckpfeiler nun gesetzt.
Die COVID-19-Krise wirkt deflationär, und nach unserem Dafürhalten dürfte die Inflation in diesem und auch im nächsten Jahr in Europa auch bei einer leichten Erholung ziemlich niedrig bleiben. Mancher Beobachter ist besorgt, dass es in einer Welt, die durch all diese fiskalischen und geldpolitischen Hilfen mit Liquidität geflutet ist, zu einem starken Inflationsanstieg kommen wird. Diese Sorge mag durchaus begründet sein, doch dies erwarten wir erst in mehreren Jahren. Aufgrund dessen sollten Anleger beim Aufbau ihrer Portfolios insgesamt auch defensive Vermögenswerte in Betracht ziehen.
Die EZB sieht dies auf kurze Sicht nicht als Problem an. Wir erwarten daher einen weiterhin sehr lockeren Kurs, der die europäischen Anleihenmärkte in den kommenden zwei oder drei Jahren stützen würde.
Unterstützung der Peripherie
Aus unserer Sicht dürften die europäischen Anleihenmärkte nun sehr gut abgestützt sein, und die Renditen dürften gedeckelt werden, denn die Staaten müssen, wenn sie zu niedrigen Zinssätzen von der EU Kapital aufnehmen können, nicht so viel eigene Schuldtitel begeben. Dies ist auch aus Anlegersicht ziemlich positiv, besonders beim Blick auf die Peripheriemärkte wie z. B. Spanien und Italien, aber auch die Tschechische Republik oder Rumänien, das auf Euro lautende Anleihen hat. Die Spreads der Peripherieländer bieten nach unserer Ansicht derzeit Wertpotenzial.
Natürlich kann insbesondere die italienische Politik volatil sein. Dies ist für Anleger dort stets ein Risiko. Wir haben uns jedoch an die häufigen Regierungswechsel dort gewöhnt. Italien und andere von der Pandemie schwer getroffene Staaten sollten von diesem Rettungsplan profitieren, der Hilfen für einzelne Länder in Notlage vorsieht.
Natürlich gab es zwischen den EU-Mitgliedstaaten Unstimmigkeiten über diesen Plan, und höchstwahrscheinlich wird es noch weitere umstrittene Themen geben. Doch insgesamt hat die EU nach unserem Dafürhalten hier das Nötige als Reaktion auf die Krise getan, und dies ist ein großer Schritt, der die Länder enger zusammenbringt und die europäische Integration vorantreibt.
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