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Anleihen

Grüne Anleihen in Europa auf Wachstumskurs

Zunehmende Sorgen über den Klimawandel haben die Beliebtheit „grüner“ Anleihen unter umweltbewussten Anlegern explosionsartig steigen lassen. Unser Head of European Fixed Income David Zahn beleuchtet einige hochinteressante Entwicklungen auf dem Markt für grüne Anleihen, wie beispielsweise Neuemissionen aus Deutschland.

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Die Beliebtheit von grünen Anleihen als Möglichkeit zur Bekämpfung der weltweiten negativen Folgen des Klimawandels nimmt immer weiter zu. Grüne Anleihen ähneln in ihrer Struktur herkömmlichen Anleihen, bieten Anlegern jedoch die Möglichkeit, ihr Kapital so einzusetzen, dass es zu einer Verringerung des Treibhausgasausstoßes beiträgt. Bedeutende Regierungen werden inzwischen in diesem Bereich tätig, allen voran Länder in Europa.

Was sind grüne Anleihen?

Bei sogenannten «grünen Anleihen» handelt es sich um Kapitalmarktinstrumente, die zur Finanzierung von Projekten genutzt werden, welche einen positiven Einfluss auf die Umwelt und/oder das Klima haben. Den Green Bond Principles (GBPs)1 zufolge muss der Emittent nachweisen, wo und wie die Erlöse eingesetzt werden, wie einzelne Projekte bewertet und ausgewählt werden und wie effektiv diese Investitionen hinsichtlich der Erreichung von Entkarbonisierungszielen sind. Gemäss den GBPs müssen die liquiden Mittel nicht in getrennten Bankkonten aufbewahrt werden, und für die finanzierten Vermögenswerte brauchen auch keine separaten Wertpapiere ausgegeben zu werden.

Grüne Anleihen gaben ihr Debut auf den Kapitalmärkten 2008 im Rahmen einer Emission der Weltbank. Seitdem haben zunehmende Sorgen über Treibhausgasemissionen und den Klimawandel einen deutlichen Anstieg der Beliebtheit von sowohl ESG-Mandaten (mit Ausrichtung auf die Faktoren Umwelt, Soziales, Governance) als auch von Emissionen herbeigeführt, bei denen die ökologischen Auswirkungen im Rahmen der Finanzierung klimabezogener Ausgaben im Vordergrund stehen. Grüne Anleihen sind inzwischen immer häufiger in verschiedensten Rechtsgebieten, Branchen und Währungen vorzufinden.

Emittenten, die eine Anleihe als «grün» auf den Markt bringen möchten, lassen diese in einem weiteren Schritt zertifizieren. Eine solche Zertifizierung wird in der Regel von Dritten durchgeführt, die die Einhaltung der GBPs überprüfen.

Regierungen werden aktiv

Während sich Unternehmen, die bereits auf „grüne“ Initiativen ausgerichtet sind (beispielsweise Hersteller von Solarmodulen oder Windturbinen), naturgemäß für eine Emission grüner Anleihen anbieten, hat eine Vielzahl von Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen inzwischen die Notwendigkeit erkannt, die eigene CO2-Bilanz aufzubessern. Grüne Anleihen haben weltweit allgemein Wachstum verzeichnet, und zwar im Hinblick auf sowohl Emissionsvolumen als auch Marktgröße. Das globale Emissionsvolumen grüner Anleihen und Darlehen erreichte 2019 einen neuen weltweiten Rekordstand von 257,7 Mrd. USD.2

Umweltbewusste Anleger haben die Attraktivität grüner Anleihen schon vor mehreren Jahren erkannt. Was sich jedoch in jüngster Zeit geändert hat, ist die Tatsache, dass inzwischen auch größere Regierungen in dieser Hinsicht aktiv werden. Europäische Länder übernehmen in diesem Bereich eine Führungsrolle. Deutschland, die größte Wirtschaft Europas, hat kürzlich eine zehnjährige grüne Staatsanleihe in Höhe von 6,5 Mrd. EUR auf den Markt gebracht, die eine Rekordnachfrage verzeichnete.3

Noch bedeutender ist die Tatsache, dass Deutschland beabsichtigt, eine grüne Anleihenkurve ins Leben zu rufen und dafür zusätzliche zwei-, fünf- und dreißigjährige Kreditinstrumente zu begeben. Wir halten dies für eine äußerst positive Entwicklung, da hierdurch eine Benchmark-Kurve im Bereich der grünen Anleihen entsteht, gegenüber der Neuemittenten gehandelt werden können. Deutschland „paart“ diese Anleihen – für eine herkömmliche Staatsanleihe wird es jeweils eine grüne Anleihe mit identischem Kupon und identischer Laufzeit geben. Die Merkmale sind dieselben, die Erlöse werden jedoch unterschiedlich eingesetzt. Dies ist deswegen von Bedeutung, weil sich die Prämie, die Anleger für grüne Anleihen zahlen, deutlich an der Renditedifferenz ablesen lässt.

Europa hat der Ökologisierung seiner Wirtschaft eine hohe Priorität eingeräumt, und die finanziellen Kosten dieser Anstrengungen zwingen die Regierung, mit dem privaten Sektor zusammen zu arbeiten, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Die Europäische Union (EU) erkennt die entscheidende Rolle, die den Finanzmärkten bei der Kapitalbeschaffung zukommt. Ein Drittel des im Zuge der Pandemie aufgelegten Wiederaufbaufonds der EU und ein Anteil von 1 Bio. EUR ihres siebenjährigen Haushalts sind für Initiativen vorgesehen, die sich auf eine Bekämpfung des Klimawandels und die Erreichung von Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 konzentrieren. Die Ökologisierung Europas ist für den Markt für grüne Anleihen natürlich eine starke Stütze, und wir rechnen mit einem Anstieg der Emissionen und einer breiteren Emissionstätigkeit zur Stärkung dieses Schwerpunkts.

Eine Verpflichtung zu Entkarbonisierung

Die Europäische Kommission hat sich klar dazu verpflichtet, bei der Entkarbonisierung der Wirtschaft weiterhin eine Vorreiterrolle zu spielen. Hierfür hat sie die Vision vorgegeben, bis zum Jahr 2050 Netto-Treibhausgasemissionen von null zu erreichen. In ihrer in diesem Monat gehaltenen Rede zur Lage der Union hat die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die bereits ehrgeizigen Ziele der EU in Bezug auf die Reduzierung der Emissionen noch einmal deutlich erhöht. Sie schlug ein neues Ziel vor, die Emissionen gegenüber dem Niveau des Jahres 1990 bis 2030 um 55 % zu senken. Außerdem sprach sie sich für die Ausgabe von grünen Anleihen in Höhe von 225 Mrd. EUR aus, um Kapital für die 30 % des Wiederaufbaufonds der EUR aufzubringen, die für Umweltinitiativen eingesetzt werden sollen. Die Emission grüner EU-Anleihen wird den Markt für auf Euro lautende grüne Anleihen deutlich vergrößern und es Europa ermöglichen, seinen Vorsprung als Vorreiter bei der Emission grüner Anleihen auszubauen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dem Markt für grüne Anleihen ebenfalls Unterstützung zugesagt. Ende 2019 hielt die EZB fast ein Viertel (24 %) der zulässigen, vom öffentlichen Sektor im Euroraum begebenen grünen Anleihen sowie 20 % der zulässigen, von Unternehmen aus dem Euroraum begebenen grünen Anleihen.4 Zuletzt hatte die EZB-Vorsitzende Christine Largarde noch einmal bekräftigt, dass dies einen Schwerpunktbereich für die Zentralbank darstellt. Wir haben also nicht nur bedeutende neue staatliche Emittenten in der Form von Deutschland und der Europäischen Union, sondern auch eine Zentralbank, die offenbar gewillt ist, als Käufer aufzutreten. Es scheint, als gäbe es an der Spitze Europas ausreichend Unterstützung, um die Region zum weltweiten Zentrum für grüne Anleihen zu machen.

Wir sind davon überzeugt, dass der Markt für grüne Anleihen in den kommenden Jahren weiter wachsen wird, während immer mehr Anleger erkennen, dass sie nicht auf Renditen verzichten müssen, um ihrem Gewissen folgen zu können, und dass sie die Zukunft positiv beeinflussen könnten. Da wir selbst als Anleger in diesem Bereich tätig sind, sind wir der Meinung, dass uns ein aktiver Ansatz hilft, die überzeugendsten Risiko-Ertrags-Chancen aufzudecken, die gleichzeitig ökologische Vorteile bieten können.

 

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Welche Risiken bestehen?

Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Die Anleihenkurse entwickeln sich im Allgemeinen in die den Zinsen entgegengesetzte Richtung. Wenn sich also die Anleihenkurse in einem Investmentportfolio an steigende Zinsen anpassen, kann der Wert des Portfolios sinken. Veränderungen der Finanzkraft eines Anleihenemittenten oder der Bonitätsbewertung einer Anleihe können sich auf deren Wert auswirken. Variabel verzinsliche Kredite und hochverzinsliche Unternehmensanleihen werden niedriger als Investment-Grade eingestuft und bergen ein größeres Ausfallrisiko, das zum Verlust des angelegten Kapitals führen könnte – ein Risiko, das bei nachlassender Konjunktur steigen kann. Anlagen in ausländischen Wertpapieren sind mit besonderen Risiken behaftet, darunter Währungsschwankungen sowie wirtschaftliche Unsicherheit und politische Veränderungen.

 


1Quelle: International Capital Market Association.

2Quelle: Climate Change Initiative, Februar 2020; Stand der Daten: 2019.

3Quelle: Bloomberg, „Germany Seizes on Demand for Green Debt with $7.7 Billion Debut“, 1. September 2020

4Quelle: FTSE Russell, „ECB developing an appetite for green bonds“, 10. Juli 2020.