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Anleihen

Europäische Union legt soziale Anleihen auf

Die Coronavirus-Pandemie stellt zahllose Menschen, Unternehmen und Regierungen rund um den Globus vor Herausforderungen. In Europa gibt es ein neues Vehikel, um die Finanzierung der Konjunkturerholung zu unterstützen: soziale Anleihen. David Zahn, unser Head of European Fixed Income, erörtert diese interessante neue Form von Anleihenemissionen zur Finanzierung von Beschäftigungsinitiativen.

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Die Europäische Union (EU) verständigte sich im Juli auf ein weitreichendes Pandemie-Hilfspaket und einigte sich zudem auf die Emission „sozialer Anleihen“ zur weiteren Finanzierung der Wirtschaftshilfen. Soziale Anleihen sollen Vorhaben finanzieren, die der Gesellschaft zugutekommen – in diesem Falle Programmen für Arbeitnehmer, die im Zuge der COVID-19-Pandemie entlassen wurden.

Die Erlöse aus den sozialen Anleihen werden dem Programm zur Unterstützung bei der Minderung von Arbeitslosigkeitsrisiken in einer Notlage (SURE) zugeführt (Volumen 100 Milliarden Euro), das EU-Mitgliedstaaten Kredite gewährt, um Kosten abzudecken, die unmittelbar mit der Einrichtung oder Ausweitung nationaler Kurzarbeitszeitregelungen zur Sicherung von Arbeitsplätzen verbunden sind. Die Emission sozialer Anleihen der EU mit 10-jährigen und 20-jährigen Instrumenten (Gesamtvolumen 17 Milliarden Euro) verzeichnete eine Rekordnachfrage von 233 Milliarden Euro (276 Milliarden US-Dollar). Dies zeigt das starke Anlegerinteresse an derartigen Instrumenten.

Sowohl grüne Anleihen als auch soziale Anleihen werden seit einigen Jahren immer beliebter. Die COVID-19-Krise scheint diesen Bereich noch weiter in den Blickpunkt zu rücken, denn die Anleger suchen nach Anlagelösungen mit einer Ausrichtung auf Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Alleine im April wurden rund um den Globus wirkungsorientierte Anleihen über 12,7 Milliarden US-Dollar begeben. Dies ist mehr als 2019 insgesamt und steigert das Volumen seit Jahresbeginn auf rund 85 Milliarden US-Dollar.1

Zwar gab es in Europa bereits Anleihenemissionen auf regionaler Ebene, doch diese neuen sozialen Anleihen stellen die erste große EU-weite Emission dar und sie sind aufgrund der AAA-Bonität bei mehreren Kreditrating-Agenturen von hoher Qualität. Nach unserem Dafürhalten werden viele Anleger in Europa und darüber hinaus diese Anleihen kaufen, um das individuelle Länderrisiko zu streuen, und sie aufgrund der hohen Bonität als „sicherer Hafen“ betrachten.

Zudem bieten die sozialen Anleihen attraktive Renditen. Der Kurs der 10-jährigen Anleihe lag drei Basispunkte über den Mid-Swaps. Dies entspricht einem Plus von 36,7 Basispunkten gegenüber dem am 15. August 2030 fälligen konventionellen 0.00% German Bund. Der Kurs der 20-jährigen Anleihe lag 14 Basispunkte über den Mid-Swaps. Dies entspricht einem Plus von 52,1 Basispunkten gegenüber dem am 4. Juli 2040 fälligen 4.75% Bund.2

Johannes Hahn, EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung, nannte die Emission „einen ersten Schritt, um auf den globalen Kapitalmärkten in der obersten Liga mitzuspielen“.3

Wird der neue EU-Schuldtitel die Benchmark-Anleihe für Europa? Vielleicht. Doch die meisten Benchmark-Emittenten begeben Anleihen regelmäßig, während die EU-Anleihen an Programme geknüpft sind. Die EU plant die Begebung großer Anleihenvolumen nur für die nächsten vier bis fünf Jahre. Falls dieser Ansatz erfolgreich ist, könnte er jedoch längerfristig eine Lösung sein. Mit all diesen Emissionen wird die EU nach Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien zum fünftgrößten Anleihenmarkt in Europa.

Wirtschaftliche Impulse

Diese eine Transaktion verändert das globale Umfeld bei Schuldtiteln für die Anleger nicht allzu drastisch, doch sie repräsentiert einen Emittenten mit äußerst hoher Bonität in einer Welt mit wenigen hochwertigen Assets. Der Druck auf die europäischen Länder dürfte insofern etwas nachlassen, als sie wirtschaftliche Hilfen erhalten und nicht selbst weitere Schuldtitel begeben müssen. Dies ist positiv. Die Pandemie trifft Spanien und Italien besonders schlimm. Daher dürften diese und weitere Länder, die Hilfe benötigen, profitieren.

Der Erfolg dieser Anleihentransaktion zeigt, dass die EU Geld für die Unterstützung der Wirtschaft ohne Weiteres einsammeln kann.

Überdies stehen die Mittel aus dem 750 Milliarden Euro (858 Milliarden US-Dollar) schweren EU-Rettungsplan bereit. Die einzelnen Regierungen mussten erläutern, wofür sie das Geld ausgeben werden. Dies ist an eine Zustimmung geknüpft. Allerdings haben einige Länder die Mittel bereits in ihren Haushalten für 2021 eingeplant. Der Rettungsplan betont den ökologischen Umbau der Wirtschaft und folgt dem Wachstum des Marktes für grüne Anleihen.

Alles in allem sehen wir die EU auf dem richtigen Weg bei ihren Hilfsbemühungen zur Stabilisierung der Wirtschaft im Zuge der Pandemie und wir halten diese neuen sozialen Anleihen zudem für eine Entwicklung, die für die globalen Anleger interessant ist.

 

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Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Die Anleihenkurse entwickeln sich im Allgemeinen in die den Zinsen entgegengesetzte Richtung. Wenn sich also die Anleihenkurse in einem Investmentportfolio an steigende Zinsen anpassen, kann der Wert des Portfolios sinken. Anlagen in ausländischen Wertpapieren sind mit besonderen Risiken behaftet, darunter Währungsschwankungen sowie wirtschaftliche Unsicherheit und politische Veränderungen.


1 Quellen: Reuters, „Social Bond Issuance Soars on Back of Coronavirus Crisis“, 19. Oktober 2020; Refinitive, „Prospects for Green Bonds and Social Impact Bonds“, 24. Juni 2020.

2 Quelle: Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 20. Oktober 2020. Basispunkte sind eine Maßeinheit. Ein Basispunkt entspricht 0,01 %.

3 Quelle: Ebd.