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Ausblick für Europa: Die Evolution der französischen Wirtschaft

Laut Katrina Dudley von Franklin Mutual Series ist die Wiederwahl von Präsident Emmanuel Macron für die französische Wirtschaft und die europäischen Aktienmärkte langfristig positiv.

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Eine mögliche wirtschaftliche und politische Revolution in Frankreich und Europa ist abgewendet worden. Präsident Emmanuel Macron hat in der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen am 24. April einen entscheidenden Sieg über die populistische Euroskeptikerin Marine Le Pen errungen. Die Wahlergebnisse dürften die unmittelbaren Bedenken zerstreuen, dass die Anstrengungen der NATO und der EU zur engeren Zusammenarbeit bei der Reaktion auf Russlands verheerenden Krieg potenziell Risse bekommen könnten. Außerdem gehen wir davon aus, dass der dem Markt zugeneigte Präsident Macron etwas gegen die hohe, durch höhere Energie- und Lebensmittelpreise entstandene, Inflation der Lebenshaltungskosten unternehmen wird. Dies dürfte der zweitgrößten Volkswirtschaft in der EU und den breiter gefassten europäischen Aktienmärkten zugute kommen.

Umgang mit der Krise der Lebenshaltungskosten

Macron steht zu Beginn seiner zweiten Amtszeit vor immensen wirtschaftlichen Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine hat zu einem weiteren Anstieg der ohnehin schon hohen Energiepreise in Europa geführt. Gemäß den Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat importiert Europa rund 40 % seines Erdgases und fast 30 % seines Rohöls aus Russland.[1] Die Angst vor Energieabhängigkeit und potenziellen Lieferstopps ließ die Energiepreise in Europa in den letzten zwei Monaten weiter steigen.

Angesichts der großen Bedeutung von Öl für die Weltwirtschaft könnten steigende Preise die Wirtschaftsleistung beeinträchtigen. Europa hat sich bemüht, schnell neue Lieferanten zu finden und mithilfe der USA und Katar seine Abhängigkeit von Russland zu verringern. Einige Länder, zum Beispiel Deutschland, scheuen eine sofortige Verringerung russischer Gasimporte, andere möchten bis Ende 2022 die Nutzung russischer Energie beenden.

Lebensmittel waren bereits im vergangenen Jahr teurer geworden und bereiten in Europa inzwischen immer mehr Sorgen. Russland ist einer der größten Exporteure für Düngemittel, die für den Pflanzenanbau besonders wichtig sind. Zudem sind Russland und die Ukraine führende Exportländer von Weizen. Kriegsbedingte Lieferunterbrechungen lassen die Preise für Getreide und andere Lebensmittel steigen.

Die Verbraucher in Europa haben das zu spüren bekommen. Die länger anhaltende höhere Inflation und die fortdauernden Störungen im Handel könnten 2022 zu einem größeren Nachfrageeinbruch und einer Schwächung der europäischen Wirtschaft führen. Als Reaktion auf diesen Druck dürfte Macrons Haushalt sich aus unserer Sicht auf die Unterstützung der Arbeitskräfte, die Abschirmung der VerbraucherInnen gegen höhere Preise und eine potenziell wackeligere Wirtschaft konzentrieren.

Die mit einer Konjunkturabschwächung und höheren Preisen verbundenen politischen Schwierigkeiten sind ein weiteres Risiko. Zwar hat die populistische Kandidatin bei den französischen Präsidentschaftswahlen eine Niederlage erlitten, aber ein vollständiges Mandat für Macron waren sie nicht: Le Pen erhielt mehr Stimmen als fünf Jahre zuvor und die extrem linken und extrem rechten Parteien waren in der ersten Wahlrunde erstaunlich erfolgreich. Weitere Bedeutung erlangen diese Erfolge dadurch, dass bei zunehmenden wirtschaftlichen Sorgen die Unterstützung populistischer Parteien von Spanien bis Ungarn steigt. Macrons nächste politische Prüfung sind die Parlamentswahlen im Juni.

Konzentration auf die Zukunft

Wir gehen davon aus, dass Macron sich neben den steigenden Preisen auch mit anderen potenziell hilfreichen Maßnahmen beschäftigen wird. Als erstes dürfte er weitere Arbeitsmarktreformen vorantreiben und Änderungen der französischen Arbeitslosenversicherung vorschlagen. Die neue Regierung muss zudem eine Einigung über die Rentenreform herbeiführen, wobei alle Änderungen, wie zum Beispiel die Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 65 Jahre, schrittweise eingeführt werden dürften.

Zudem wird Macron sich wahrscheinlich auf die Senkung der Unternehmenssteuern und auf Investitionen in wichtige zukunftsorientierte Branchen konzentrieren, um das langfristige Wirtschaftswachstum zu fördern. Viele dieser Investitionen sind „grün“ ausgerichtet – beispielsweise die Renovierung von 700.000 Wohnimmobilien pro Jahr zur Reduzierung des Energieverbrauchs.

Einige der grünen Maßnahmen sind Teil der allgemeinen Strategie der EU: Vor allem angesichts der Herausforderungen, die das Abschalten russischer Erdgaslieferungen mit sich bringt, will man sich auf die Verbesserung der Resilienz bei Energielieferungen konzentrieren. Europa hatte den Weg zu mehr erneuerbarer Energieerzeugung schon lange vor der Ukrainekrise beschritten. Seit Kriegsausbruch ist der Bedarf für ein solches Programm noch drängender geworden. Aus unserer Sicht muss Europa weiterhin in lokale erneuerbare Energien investieren und verantwortungsbewusste Führung in Klimafragen und Energiesicherheit in Einklang bringen.

Die Frage der Unternehmensgewinne

Die unternehmerfreundliche französische Politik könnte einige Auswirkungen der höheren Energie-, Lieferketten- und Logistikkosten auf Unternehmensgewinne abfangen, die durch den Krieg und die anhaltenden Folgen der Pandemie entstehen. Ursprünglich standen die Unternehmen vor der Frage, ob ihre Preissetzungsmacht ausreichen würde, diese Kosten weiterzureichen. Inzwischen ist das allerdings ein Balanceakt. Die Kosten sind so stark gestiegen, dass die Unternehmen Preissteigerungen gegen die Möglichkeit abwägen müssen, dass die Nachfrage Schaden nimmt, wenn sie zu weit gehen. Gleichzeitig müssen sie berücksichtigen, dass sie ihre Gewinne gefährden, wenn sie die höheren Kosten nicht vollständig weitergeben (können).

Unterdessen dürften die bereits in der Pandemie begonnenen Bemühungen, die Produktion wieder mehr ins nähere Umfeld zu holen und die Lieferketten zu stärken, in den kommenden Jahren Fahrt aufnehmen. Investitionen in mehr Flexibilität der Lieferketten gehen mit einer erneuten Überprüfung der Risiken für Produktionsstandorte in fernen und undemokratischen Staaten einher. Darüber hinaus prüfen Unternehmen ihre Resilienz auch über die unmittelbaren Zulieferer hinaus und achten darauf, wie resilient deren Lieferanten aufgestellt sind. In der Folge dürften Unternehmen aus unserer Sicht Niederlassungen näher am Firmensitz und an Standorten mit geringerem politischem Risiko errichten: ein Segen für Automatisierungsfirmen, die sie bei der Rückverlagerung der Produktion helfen.

Der zermürbende Krieg in der Ukraine und der steigende Inflationsdruck sorgen für eine unsichere Situation, die voraussichtlich in der nahen Zukunft anhalten wird. Irgendwann sehen wir wahrscheinlich ein stärker geeintes sowie wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigeres Europa, das externen Schocks besser widerstehen kann. Angesichts der Bedeutung Frankreichs innerhalb der EU stützt die Wiederwahl von Präsident Macron aus unserer Sicht diesen positiven Ausblick. Nach unserer Überzeugung dürften AnlegerInnen von einem stärkeren Europa profitieren, und durch die jüngste Marktvolatilität ist die Möglichkeit, mit starken Abschlägen gehandelte langfristige Value-Gelegenheiten zu entdecken, nur gestiegen.

Welche Risiken bestehen?

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[1] Quelle: Europa.eu, „From where do we import energy?“