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Meine Gedanken zur aktuellen Lage: Die Fed – Hört Ihr mich jetzt?

Der Vorsitzende der US-Notenbank Powell hat heute in Jackson Hole eine eindringliche und unmissverständliche Botschaft vermittelt und damit die Markterwartungen hinsichtlich einer baldigen Rückkehr zu Zinssenkungen widerlegt. Er erklärte, dass die Wiederherstellung von Preisstabilität eine über einen längeren Zeitraum hinweg straffe Geldpolitik erfordern wird und dass die Fed nicht nachgeben wird, wenn sich am Arbeitsmarkt erste Zeichen auf eine Verschlechterung der Lage bemerkbar machen. Die Märkte haben dies zur Kenntnis genommen, werden die Entschlossenheit der Fed jedoch erneut auf die Probe stellen, was zu einem volatilen Bereinigungsprozess bei den Vermögenspreisen führen dürfte. Sonal Desai, unsere Fixed Income CIO, präsentiert ihre Einschätzungen.

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Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), hat heute in Jackson Hole eine eindringliche und unmissverständliche Rede gehalten – eine Rede, die er meiner Meinung nach schon vor sechs Monaten hätte halten sollen.

Powell hat erkannt, dass er gegenüber den Finanzmärkten die Oberhand gewinnen muss: Die Anleger gingen vor seiner Rede immer noch davon aus, dass dieser Zinserhöhungszyklus nur von kurzer Dauer sein würde und dass schon bald neue Zinssenkungen folgen würden. Diese Überzeugung hat zu günstigeren Finanzbedingungen geführt, was die Arbeit der Fed bei der Bekämpfung der Inflation noch schwieriger macht.

In seiner kompakten Rede formulierte Powell daher eine klare und gut strukturierte Botschaft:

  1. Er betonte gleich zu Beginn, dass Preisstabilität „die Verantwortung der US-Notenbank und das Fundament unserer Wirtschaft“ sei, denn ohne Preisstabilität könne es keine „längere Periode starker Arbeitsmarktbedingungen geben, von denen alle profitieren“. Dies ist eine ganz entscheidende Aussage: Sie signalisiert, dass das Doppelmandat der Fed heute auf das alleinige Ziel der Inflationsbekämpfung hinausläuft.
  2. Die Wiederherstellung von Preisstabilität wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Geschichte zeigt die Gefahren einer verfrühten Lockerung der Politik, und die Fed wird daher ihre straffe Ausrichtung beibehalten, bis sie überzeugt ist, dass ihre Aufgabe erfüllt ist.
  3. Dies wird für die privaten Haushalte wie auch für die Unternehmen schmerzhaft sein: Um die Inflation zu senken, muss die Fed die Gesamtnachfrage verringern und die Arbeitslosigkeit erhöhen. Aber jegliche Verzögerung bei den Disinflationsbemühungen würde die Beschäftigungskosten noch weiter in die Höhe treiben. Dies lässt darauf schließen, dass die Fed nicht nachgeben wird, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt allmählich eintrübt.

In seiner Rede betonte Powell die Notwendigkeit einer Abkühlung der Wirtschaftstätigkeit: Er wies darauf hin, dass die US-Wirtschaft nach wie vor von einer starken grundlegenden Dynamik geprägt ist. Er räumte ein, dass zwar Angebotsschocks zu den globalen Preistrends beigetragen haben, die Inflation in den USA aber auch durch einen Nachfrageüberhang verursacht wird. Insbesondere der US-Arbeitsmarkt sei „eindeutig aus dem Gleichgewicht geraten“.

Er stellte ferner fest, dass das Risiko ausufernder Inflationserwartungen, die sich in einem höheren Niveaus des Preis- und Lohnsetzungsverhaltens niederschlagen, umso größer ist, je länger die Inflation hoch bleibt.

Powell deutete an, dass weitere entschlossene geldpolitische Schritte bevorstehen. Mit anderen Worten: Es ist nicht auszuschließen, dass die Zinsen auf der September-Sitzung um weitere 75 Basispunkte angehoben werden. Wie schon in früheren Reden wiederholte er, dass die Fed das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen könnte, sobald die Geldpolitik weiter gestrafft wurde. Dies ist ein ziemlich offensichtlicher Punkt, den er meines Erachtens hätte weglassen können, denn bei früheren Gelegenheiten wurden entsprechende Kommentare vom Markt meist als Zeichen für eine gemäßigte Ausrichtung ausgelegt. In diesem Fall ist der Kontext jedoch sehr viel klarer: Irgendwann wird die Fed das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen. Vorerst aber wird sie noch einige Zeit an ihrer restriktiven Politik festhalten.

Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Fed ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem hat: Mehrere Fed-Vertreter hatten bekräftigt, dass sie eine längere Phase strafferer Geldpolitik anstreben. Dennoch rechneten die Märkte weiterhin mit einer zeitnahen Kehrtwende und
einer Rückkehr zu Zinssenkungen zu Beginn des nächsten Jahres.

Die heutige Rede scheint den Anlegern Anlass zum Nachdenken gegeben zu haben: Die Märkte beginnen, einen höheren Schlusszinssatz zu erwarten und einige der für das kommende Jahr erwarteten Zinssenkungen aus den Kursen auszupreisen. Die Marktbereinigung
ist meines Erachtens noch lange nicht abgeschlossen: Ich bin davon überzeugt, dass eindeutig ein Aufwärtsrisiko bezüglich des mittleren Höchstwerts des Dot-Plots besteht, der im Juni bei 3,8 % lag.

Die Korrektur der Vermögenspreise wird alles andere als reibungslos verlaufen. Powell hat heute großen Wert darauf gelegt, uns alle davon zu überzeugen, dass die Fed nicht nachgeben wird, wenn die Arbeitslosenquote zu steigen beginnt. Er hat klar argumentiert, dass eine
höhere heutige Arbeitslosigkeit eine notwendige Voraussetzung für einen langfristig starken Arbeitsmarkt ist. Mit anderen Worten: Unter den derzeitigen Umständen gibt es keinen Konflikt zwischen Beschäftigung und Inflation. Sobald die Arbeitslosenquote jedoch steigt, werden die Märkte die Entschlossenheit der Fed auf die Probe stellen. Und die Zentralbank wird beweisen müssen, dass sie nicht nur eine höhere Arbeitslosigkeit, sondern auch wackeligere Vermögenspreise verkraften kann.

In Jackson Hole hat Powell die ersten Schritte unternommen, um die Glaubwürdigkeit der Fed und damit ihre Effektivität zu steigern. Um den Kampf gegen die Inflation zu gewinnen, werden weitere energische politische Maßnahmen folgen müssen. Und die Notenbank wird
sich gezwungen sehen, an der klaren Botschaft von heute festzuhalten.

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