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Überlegungen zur Situation in Russland und der Ukraine

Nach Ansicht der Templeton Global Equity Group hängt das Ausmaß der Auswirkungen des derzeitigen Konflikts zwischen Russland und der Ukraine weitgehend von der Reaktion des Westens ab, die sich wiederum nach der Schwere und Dauer des Konflikts selbst richtet. Das Team erläutert seine aktuellen Überlegungen zur Situation.

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Erste Sichtweisen der Situation

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Invasion der Ukraine an mehreren Fronten eingeleitet und damit die Möglichkeit einer kleineren Operation, die sich auf die letzte Woche von Moskau offiziell anerkannten östlichen Regionen beschränken würde, ausgeschlossen. Es ist unklar, ob Russland die Ukraine einverleiben oder eine Marionettenregierung einsetzen und die Ukraine wie einen Satellitenstaat regieren will. Historisch gesehen war Kiew jedoch ein wichtiges kulturelles Zentrum für Russland, und es ist klar geworden, dass Russland die Kontrolle über die Hauptstadt zurückgewinnen will. Hierbei handelt es sich um ein äußerst aggressives Vorgehen, das vom Westen scharf zurückgewiesen und verurteilt wird, sodass eine weitere Eskalation wahrscheinlich ist und Teil unseres derzeitigen Basisszenarios darstellt.

Die Ukraine ist kein NATO-Mitglied und wir rechnen aktuell nicht mit US-Bodentruppen im Land, aber die möglichen Dominoeffekte des Ereignisses sind vielfältig. Unmittelbar könnte der Konflikt auf Jahre hinaus Folgen für die europäischen Grenzen und die geopolitische Ordnung der Region haben, was die Risikoprämie für Aktien auf diesen Märkten erhöhen dürfte.

Das Ausmaß der Auswirkungen hängt weitgehend von der Reaktion des Westens ab, die sich wiederum nach der Schwere und Dauer des Konflikts selbst richtet. Bei einem raschen Staatsstreich, der zu einer schnellen Deeskalation führt, dürfte sich die Reaktion des Westens auf Wirtschaftssanktionen beschränken. Eine langwierige und blutige Besetzung könnte jedoch bedeuten, dass Russland in den Augen der internationalen Gemeinschaft zu einem Pariastaat wird, was möglicherweise zu Maßnahmen zur Aufstandsbekämpfung durch ukrainische Verbündete, darunter auch NATO-Mitglieder, führen könnte. Dieses Szenario wünscht sich niemand und wäre für die Finanzmärkte verheerend, ist jedoch derzeit nicht unsere Basisannahme.

Es bleibt auch abzuwarten, inwieweit das Vorgehen Russlands andere autoritäre Regime mit Ambitionen außerhalb ihrer Landesgrenzen ermutigt. Anleger verfolgen die Reaktion Chinas mit Blick auf seine Haltung zu Taiwan sehr genau. Gleichzeitig beobachten sie die Entwicklungen in ölproduzierenden Ländern wie dem Iran, gegen den der Westen Sanktionen verhängt hat, auf den man aber zurückgreifen könnte, um die durch die eingeschränkten russischen Lieferungen entstandene Lücke zu füllen. Die Auswirkungen sind weitreichend und die Situation ist sehr dynamisch, aber letztendlich glauben wir, dass Putin sich verkalkuliert hat. Was als Versuch begann, die prorussische Rebellenbewegung in der Ukraine opportunistisch auszunutzen, um Zugeständnisse zu erlangen, hat in Wirklichkeit nur dazu geführt, dass sich die USA und Europa in ihrer gegenseitigen Reaktion und Verurteilung angenähert haben. Das verstärkt Russlands langfristige strategische Herausforderungen.

Aus einer breiteren Makroperspektive erwarten wir zunehmend strengere und striktere Sanktionen des Westens und eine Reaktion Russlands, die wahrscheinlich eine Drosselung der Öl- und Gasexporte beinhalten wird. Dieser Konflikt dürfte den Aufwärtsdruck auf die Rohstoffpreise (nicht nur für Energierohstoffe, sondern auch für landwirtschaftliche Erzeugnisse) aufrechterhalten. Auch wenn der Rest der Welt einige Hebel in Bewegung setzen kann, um das Angebot an wichtigen Rohstoffen zu erhöhen, dürften sich die gestiegenen Preise weiterhin spürbar auf die Verbraucherausgaben und die allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen auswirken.

Trotz des anhaltenden und beträchtlichen Inflationsdrucks könnten die negativen Auswirkungen dieses Konflikts auf die globalen Finanzbedingungen die Erwartung von Zinserhöhungen durch die größten Zentralbanken verzögern.  Beispielsweise haben sich die Aussichten auf eine Anhebung des Leitzinses (Federal Funds Target Rate) um 50 Basispunkte im März verringert, obwohl die Märkte immer noch eine Erhöhung um 25 Basispunkte einpreisen. Auch der von der Europäischen Zentralbank erwartete Übergang zu weniger expansiven und letztlich strafferen Finanzbedingungen könnte sich verzögern. Die Notwendigkeit von Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation hat sich nicht geändert, aber der ungesunde Verlass der Märkte auf lockere geldpolitische Bedingungen könnte das volle Ausmaß der durch die Wirtschaftslage gerechtfertigten geldpolitischen Straffung begrenzen. Ferner könnten sich die jüngsten Ereignisse auf den Zeitpunkt der Zinserhöhungen auswirken.

 

Strategische Auswirkungen

Vor dem Hintergrund zunehmender Bedenken hinsichtlich Governance und geopolitischer Risiken haben wir unter russischen Aktien keine attraktiven Möglichkeiten identifiziert. Zwar sind wir nicht direkt in russischen Unternehmen engagiert, die von derartigen Sanktionen betroffen sein könnten, aber der allgemeine Abverkauf am Markt erzeugt Volatilität bei allen Risikoanlagen. Wir ergreifen derzeit keine größeren Änderungen an unserer strategischen Ausrichtung, obwohl Portfoliomanager weiterhin Anpassungen vornehmen, um von Schwankungen zu profitieren und Risikoentwicklungen zu steuern.

Wir führen auf Unternehmensebene bei Templeton eine so gründliche Fundamentalresearch durch, damit wir den wahren langfristigen Wert eines Unternehmens ermitteln und vertrauensvoll handeln können, wenn sich dieser Wert ändert oder die Märkte bei ihrer Einschätzung über das Ziel hinausschießen.  Wenngleich wir keine größeren strategischen Änderungen erwarten, ist die Situation doch sehr unbeständig. Wir beobachten sie genau und sind bereit, bei Bedarf zu handeln.

Die Märkte mussten sich bereits mit verstärkten weltweiten geopolitischen Spannungen, niedrigeren langfristigen Wachstumserwartungen und strukturell höheren Zinsen und Inflationsraten auseinandersetzen. Der Russland-Ukraine-Konflikt verschärft diese für die globalen Finanzmärkte ohnehin schon negativen Aspekte noch weiter. Die gleichen strukturellen makroökonomischen Verschiebungen spielen jedoch auch eine Rolle bei der Denkweise der Anleger über Wert.

Das langsamere Wachstum und die höheren Zinsen haben den Blick der Anleger auf Fundamentaldaten geschärft und die Prioritäten von einer auf Umsatzwachstum ausgerichteten Denkweise hin zu einer stärkeren Konzentration auf die Nachhaltigkeit von Erträgen und Cashflows verlagert. Die kurzfristigen Auswirkungen eines kinetischen Krieges in Europa werden sicherlich negative Folgen für die Finanzmärkte haben, beschleunigen aber auch die Abkehr vom günstigen Wirtschaftsumfeld mit niedrigen Zinsen und geringer Inflation, das im vergangenen Zyklus teure Wachstumswerte begünstigte. Dieser Wandel kam den Strategien von Templeton zugute. Abgesehen von der kurzfristigen Ungewissheit sind wir der Ansicht, dass sich das allgemeine makroökonomische Umfeld weiterhin in diese Richtung entwickeln wird.

Daher dürften sich für langfristig orientierte Anleger, die sich auf Qualität und Fundamentaldaten konzentrieren, unseres Erachtens weiterhin Chancen ergeben. Das könnte für unsere Strategien auf lange Sicht positiv sein, dennoch sind wir uns der kurzfristig hohen Ungewissheit des Ereignisses bewusst, was wahrscheinlich zu erheblicher Volatilität und Phasen mit wahllosen Abverkäufen führen wird. Vor allem aber stellt die Situation eine humanitäre Katastrophe dar. Wir hoffen inständig, dass die Akteure in diesem Konflikt einen Weg zu einer raschen Lösung mit möglichst wenig menschlichem Leid finden.

Unsere Gedanken sind bei den unschuldigen Menschen sowohl in Russland als auch in der Ukraine, die sich einfach nur Frieden wünschen.    

 

Welche Risiken bestehen?

Alle Anlagen beinhalten Risiken, auch den möglichen Verlust der Kapitalsumme. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Faktoren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder auch an den allgemeinen Marktbedingungen. Anlagen in ausländischen Wertpapieren sind mit besonderen Risiken behaftet, darunter Währungsschwankungen sowie wirtschaftliche Unsicherheit und politische Veränderungen. Anlagen in Schwellenländern, zu denen als Untergruppe die Grenzmärkte gehören, sind aufgrund derselben Faktoren mit erhöhten Risiken verbunden. Hinzu kommen Gefahren, die durch die geringere Marktgröße, die niedrigere Liquidität und das Fehlen von gefestigten rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zur Stützung der Wertpapiermärkte dieser Länder entstehen. Da diese Rahmenbedingungen in Grenzmärkten in der Regel noch geringer ausgeprägt sind und diverse Faktoren vorliegen, wie gesteigertes Potenzial für extreme Preisschwankungen, Illiquidität und Handelsbarrieren und Wechselkurskontrollen, werden die mit Schwellenländern verbundenen Risiken in Grenzmärkten verstärkt. Sofern eine Strategie sich auf bestimmte Länder, Regionen, Branchen, Sektoren oder Arten von Anlagen konzentriert, kann sie anfälliger für ungünstige Entwicklungen in solchen Schwerpunktbereichen sein als eine Strategie, die in ein breiteres Spektrum von Ländern, Regionen, Branchen, Sektoren oder Anlageformen investiert.

Wichtige Hinweise 

Diese Unterlagen sollen ausschließlich allgemeinem Interesse dienen und sind nicht als persönliche Anlageberatung oder Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers oder zur Übernahme einer Anlagestrategie zu verstehen. Sie stellen auch keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Das vorliegende Dokument darf nicht ohne die vorherige schriftliche Genehmigung von Franklin Templeton reproduziert, verteilt oder veröffentlicht werden.

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